HÖRERLEBNIS 27: Harmonix
Room-Tuning von Harmonix
Raumstation
von Marco Kolks
Was will ich mit einem Ferrari, wenn mir als Straße nur ein ackerähnlicher Landweg zur Verfügung steht? Ähnlich argumentieren Vertriebe von Room-Tuningmaßnahmen, wenn es um High-End-Ketten und Hörräume geht. Der Vergleich leuchtet mir ein und ich habe sehr aufwendige Systeme dieser Art hören können, die den Sinn einer solchen Entwicklungsarbeit nicht in Frage stellen.
Nun gehöre ich zu den wahrscheinlich unendlich vielen Freaks ohne separaten Hörraum und muß daher bei der Ausübung des Hobbys auf unser familiäres Wohnzimmer zurückgreifen. Gleichzeitig bin ich deshalb auf Gedeih und Verderb den Nehmerqualitäten meiner besseren Hälfte ausgeliefert, was Umfang und Aufstellung des HiFi-Equipments anbelangt.
Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, daß meterhohe Tubes oder schallschluckende Platten mit Haustürabmessungen die Akzeptanz des Haushaltsvorstandes finden. Vorsichtigen Andeutungen in diese Richtung wurde augenblicklich ein jähes Ende bereitet. Und da bekanntlich gebrannte Kinder das Feuer scheuen, unterbleiben weitere derartige Vorstöße. Ja ... bis ich auf die Produkte des japanischen Herstellers Combak stieß. Unter der Bezeichnung Harmonix RFA-78 wird ein kleines Set mit 16 graufarbigen Plättchen á 25 mm x 2 mm (für Raumgrößen bis 30 qm) angeboten. Sie setzen sich aus einer filzähnlichen Oberfläche sowie Metall zusammen und sind selbstklebend. Konventionelle Systeme, meint Virgil Warren vom deutschen Vertrieb, absorbierten teilweise oder dämpften völlig alle von Decken und Wänden ausgehende Schallreflektionen, was die Dynamik einschränke und zu Lasten der Musikalität ginge. Im Gegensatz hierzu soll RFA-78 die entscheidenden musikalischen Informationen unberührt lassen. Das Zauberwort heißt: harmonisierte Resonanzen. Diese Erkenntnisse wollen Harmonix-Entwickler in den letzten 30 Jahren gewonnen haben. Sie gingen der Frage nach, wie guter Klang, wiedergegeben über technische Hilfsmittel oder sogar live, perfekt produziert wird. Beim intensiven Studium berühmter Geigen von Stradivari, Guarnieri oder Amati kam Licht in das wissenschaftliche Dunkel: Dabei geht es im wesentlichen um das Resonanzverhalten dieser Instrumente, das auch den Klang bestimmt und Rückschlüsse auf die Audiowiedergabe zuläßt. Angeblich sind einige Frequenzbereiche besonders verantwortlich für ein Mehr an Wärme und Fülle.
Das Aufbringen der kleinen Plättchen ist recht einfach und erfolgt nach einem Überkreuzsystem. Da selbstklebend, sind sie einfach wieder zu entfernen und können nach Gebrauch auch woanders ihren Dienst verrichten. Bis zu 48 Stück können nach einem bestimmten Raster aufgebracht werden, was die Wirkung weiter steigern soll, letztlich aber auch eine Kostenfrage ist. Mit rund 1.200 DM für ein Set (= 16 Stück) liegt der Preis hoch und wirft kritische Fragen bezüglich des bescheidenen Materialaufwands auf.
Ich komme allerdings nicht umhin, diesem System Erfolg zu bescheinigen. Schon die Stimmen bei ganz nomalen Unterhaltungen im Wohnzimmer werden energievoller und mit Leben erfüllt. Das Ausschwingen einzelner Noten gerät präziser und länger. Die Musik ist ganz einfach sauberer, klarer. Dynamische Einschränkungen konnte ich wirklich nicht feststellen und damit decken sich meine Erfahrungen mit denen der Hersteller. Auch in der Tiefenstaffelung ergeben sich Vorteile. Besonders gut aufgenommene Frauenstimmen umgibt nun mehr Luft und manchmal ist es so, als spüre man ihren Atem besser.
Die in meinem Hörraum im Hoch- und Mitteltonbereich erzielte Wirkung stufe ich höher ein als die bei den tiefen Frequenzen. Ich schließe eine abweichende Bewertung unter anderen Rahmenbedingungen aber nicht aus. Der strukturiertere Baß legt die Vermutung nahe, daß stehende Wellen gemindert sein könnten. Bei gleicher Potistellung wirkt die Musik mit angebrachten RFA-78 subjektiv lauter. Das spricht für die Harmonix-These, daß jetzt mehr Energie, sprich Dynamik, vorhanden ist.
Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Klanggewinne durch das Harmonix-Produkt. Um so krasser fällt es auf, wenn nach einigen Wochen - nur so zur Kontrolle - die Punkte abgenommen werden. Das Klanggeschehen rückt zusammen, verliert spürbar an Glanz und Frische. Und man stellt sich unweigerlich die Frage, wie man zuvor ohne hatte hören können.
Bei einer abschließenden Bewertung komme ich daher zu einem positiven Fazit: Der Aufwand des Anbringens ist, wie gesagt, gering und der optische Eingriff in das wohnliche Ambiente fast unauffällig klein. Da in unterschiedlichen Größen und Farben erhältlich, dürfte das Gros aller möglichen Einsatzgebiete abgedeckt sein. Wenngleich der Materialaufwand im Verhältnis zum Preis überdenkenswert erscheinen mag, ist die Wirkung - um es salopp zu sagen - nicht von schlechten Eltern. Sie empfiehlt sich für alle, die ihre Kette nachvollziehbar optimieren wollen und dem Gedanken des Room-Tunings aufgeschlossen gegenüberstehen. Auf diesem Gebiet beschreitet Harmonix eine neue Dimension. Schade, daß ich erst so spät davon erfahren habe.MK
Produkt: Harmonix RFA-78
Preis: 1.200 DM / Set
Vertrieb: Warren Quality Sytems, Heinrich Hertz Straße 18, 65462 Ginsheim, Tel: 06144-92309, Fax: 06144-92326gehört mit:
Plattenspieler: Musica Nova Piano Forte
Tonarm: SME V
Tonabnehmersystem: Rohmann, Transfiguration Esprit
CD-Spieler: Burmester 916, Consequence audio (mod. by Realite)
Vorverstärker: Burmester 808 MKV, Beck RV
Phonostufe: TE Audio Phono (Tessendorf/MC -Teflonausführung und Filternetzteil)
Endverstärker: Burmester 911 MK II (Mono), Beck RE1
Vollverstärker: Unison Research Simply 845, Symphonic Line RG 14
Lautsprecher: Acapella Violoncello, Newtronics Skate, Bella Luna von CD Konzertmöbel
Kabel (NF/LS): Flatline SPM-Reference, Acapella (Silber), Acoustic Balance, Aural Symphonics, Voodoo von Dope Sounds, XLO-Netzkabel, Voodoo (Prototyp)
Zubehör: Copulare Tonbasen, Burmester Power Conditioner, Acapella Tonbasen, Big Blocks von Acapella, Racks von Audio Magic, Bedini Disc Clarifier, Sound Dynamics Foculpods, Sicominplatten, Ducal-Kabelträger von Copulare, Kabelträger von Audio Magic, CD-Balsam, VPI - Magic Bricks, Räke Pucks, ART-Graphitpucks, CD-Sound-Improver von Gläss, LP-Waschmaschine von Sota