HÖRERLEBNIS 28: Unison Research


Röhrenvollverstärker: Unison Research “Triode 20”

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

von Axel Sarnitz

Was ist ein zufriedener Kunde? Haben Sie sich schon einmal intensiv die Frage gestellt oder stellen müssen, was ein zufriedener Kunde ist, oder wie ein Kunde zufriedengestellt werden kann? Selbstverständlich wissen Sie, ob Sie mit einer Leistung oder einem Leistungserbringer zufrieden waren - das sagt jedoch wenig über andere Kunden mit anderen Präferenzen, d.h. die generelle Zufriedenheit mit der Leistungserstellung, aus. Wie gelingt es einem Unternehmen, die Gesamtheit seiner Kunden - oder, realitätsnäher: den größten Teil seiner Kunden zufrieden zustellen? Obgleich ich mich mit dieser spannenden Frage in verschiedensten Dimensionen im letzten Jahr intensiv beschäftigt habe, kenne auch ich keine (Universal-)Antwort. Wir alle wissen, daß es zufriedene und unzufriedene Kunden gibt - es fällt uns dennoch schwer, deren Zufriedenheit valide und reliable abzubilden. Diese Aussage trifft natürlich auch auf den uns am Herzen liegenden Hifi Bereich zu.
Deshalb sollten wir uns aber nicht zu der pauschalierten Aussage hinreißen lassen, es gäbe so etwas wie Kundenzufriedenheit eh nur auf einem nicht meßbaren, individuellen Level, denn wir alle kennen wohl auch Beispiele, wo eine Reihe unterschiedlichster Charaktere mit ein und demselben Leistungsanbieter hochzufrieden ist. Wenn Sie nun an ein solches Beispiel aus Ihrem persönlichen Erfahrungskreis denken und sich für einen Moment fragen, was die Zufriedenheit ausmacht, die ja offensichtlich “Common Sense” ist, stoßen Sie relativ schnell auf genau das von mir geschilderte Problem des “greifbar”-Machens (operationalisieren im mathematischen Terminus). Die Leistungen und das Auftreten dieser Anbieter bzw. Geschäftspartner stimmte offensichtlich einfach.
Genau das ist meine Erfahrung mit dem Duisburger Hersteller und Vertrieb A Capella. Sie beruht auf vielen Bausteinen wie z.B. Produktqualität, After Sales-Service, Zuverlässigkeit, Kompetenz und vielem mehr. Wenn jemand einen derart umfassenden Ansatz vertritt, sollte seine Mühe entsprechend gewürdigt werden. Für mich als Autor bedeutet dieser approach, daß ich ein gutes Gerät völlig sorglos empfehlen kann, was ein ausgesprochen beruhigender Gedanke ist. Die systematische Untersuchung der Qualität des “heutigen” Probanden Unison Research “Triode 20” bin ich Ihnen noch schuldig - als Quintessenz der Einleitung bleibt festzuhalten, daß ich keine Gründe sehe, warum eine Empfehlung des Gerätes etwas anderes als eine uneingeschränkte Kaufempfehlung meinen sollte.
Ich möchte mich nun dem Gerät widmen und Ihnen den ersten Eindruck schildern, wenngleich nicht in meinen eigenen Worten. Ich befand mich im Ausland und bat meine Freundin (die zwangsweise häufig mit High End in Berührung kommt und in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Erfahrung aufgebaut hat), das Gerät während meiner Abwesenheit aufzustellen und einzuspielen. Bereits am Tag nach der Lieferung erhielt ich von ihr ein Fax, aus dem ich zitiere: “…”Triode 20” von A Capella ist angekommen und dudelt sich bereits ein. Wahnsinn, die Verarbeitung und der Vertrieb. Hättest mal sehen sollen, wie das Ding verpackt war - ein riesiger Karton, super ausgepolstert, auf einer Palette aus gepreßtem Sägespan und alles zusammen eingeschweißt in Folie!! War echt bemerkenswert. Außerdem waren die Röhren bereits eingebaut und abgestimmt,…”. Sie verstehen jetzt sicher leichter, daß ich hochgradig neugierig war, als ich nach Hause kam.
Die Triode 20 ist ganz grundsätzlich ein mit einer Phono MM-Stufe ausgestatteter Röhrenvollverstärker aus Italien. Zusätzlich zum Phonoeingang bietet sie vier Hochpegeleingänge, von denen einer eine Tape Schleife darstellt. Außer der Lautstärkeregelung und Quellenumschaltung bietet der Verstärker keine direkten Bedienelemente mehr. Kein Standby-Betrieb, keine Kopfhörerbuchse oder ähnliches. Dafür gibt es auf der elektrischen Seite schöne Features, zu denen ich mich gleich noch äußere. Beim Blick auf den aus Kirschholz und mattschwarz lackiertem Metall gefertigten Verstärker faszinieren vor allem die hohe Fertigungsqualität und die sorgsam ausgeführten Details.
Die Beschriftung der Frontplatte wird durch eine abziehbare Kunststoffolie geschützt; auf der rechts liegenden Metallabdeckung von Netzteil und Übertragern zeigt eine Skizze schematisch die Position der einzelnen Röhren und gibt ihnen Bezeichnungen. Interessantes Detail: obwohl der Verstärker mit EL34 Leistungsröhren bestückt ist, lautet die Beschriftung 6CA7. Hierbei handelt es sich um Substitutionstypen, an die Unison Sie auf diese Weise erinnert - absichtlich, hoffe ich. Die Skizze zeigt außerdem die Bedeutung verschiedener Stellungen der Schalter, die im Endstufenbereich zu finden sind. Gut gemacht. Sehr gefällt mir auch das edle Kirschholz, das den Verstärker umgibt. Auf der Rückseite sind gute Lautsprecherklemmen ebenso selbstverständlich wie vergoldete Cinchbuchsen.
Bestückt ist die Triode 20 mit vier Leistungsröhren des Typs EL 34, die von der AEG stammen sowie je zwei ECC 82 und einer ECC 83 Röhre im Vorverstärkerpart und der Phonostufe. Diese kleinen Röhren sind mit “Unison” bestempelt, womit unklar bleibt, wer sie herstellt. Grundsätzlich handelt es sich bei allen Röhren um gängige Typen, so daß Ersatzprobleme kein Thema sein sollten. Die Endröhren lassen sich in zwei Betriebsarten betreiben - dem schaltungstechnisch einfacheren, aber leistungsschwächeren Triodenbetrieb und dem leistungsstärkeren Pentodenbetrieb, bei dem allerdings mehr Bauteile im Signalweg sitzen. Die Ausgangsleistung im Triodenbetrieb beträgt zweimal ca. 12 Watt, im Pentodenbetrieb zweimal 25 Watt - optimistisch geschätzt. Die Umschaltung zwischen beiden Betriebsarten erfolgt durch Kippschalter, die zwischen den Leistungsröhren positioniert sind. Was auf den ersten Blick wie ein ärgerliches Gefummel aussieht, hat durchaus Sinn. Zwar können Sie wegen der Wärme der Röhren schlecht im Betrieb umschalten, was Ihnen die Röhren aber mit längerer Lebensdauer danken. Die anderen Schalter im Endstufenbereich schalten die beiden kleinen Aussteuerungsanzeigen ein, die Ihnen ein problemloses Einstellen des Ruhestromes der Endröhren ermöglichen. Einschalten, anschauen, Trimmpotis mit kleinem Schraubenzieher (liegt bei!) einstellen - fertig. Toll.
Noch ein schneller Blick auf die Unterseite. Hier findet sich die Impedanzanpassung der Übertrager (2, 4 oder 8 Ohm) und nach Abschrauben des unteren Deckels ein kanalgetrennter Aufbau, gute Bauteile, ein durchdachtes Layout auf guten Platinen sowie als besonderes Schmankerl eine zur Reduzierung von Mikrofonieeffekten auf Federn gelagerte Phonoplatine. Und obendrein gibt es noch ein Abdeckgitter, das auch gut verarbeitet ist, aber gräßlichst aussieht. Dennoch ist dessen Mitlieferung höchst sinnvoll, damit sich Kinder und Haustiere nicht an heißen Röhren verletzten und gewisse andere Haushaltsmitglieder nicht auf die grunddämliche Idee kommen, auf den Röhren Staub wischen zu wollen.
Ein wenig Gemäkel gibt es dann aber doch noch. Der Unison verfügt leider über keinen Stand-by-Betrieb, sondern bleibt ständig mit voller Leerlaufleistung am Stromnetz. Die von den Röhren abgegebene Wärme indiziert zuverlässig, was passiert: Hier wird das Geld Ihrer Stromrechnung verheizt. Weiterhin ist das Netzkabel fest montiert. Das kann ein Vorteil sein, beispielsweise weil das Standardkabel eh gut klingt oder sie gar nicht erst in Versuchung geraten, etwas anderes zu probieren. Es muß aber kein Vorteil sein, z.B. wenn einfach irgendeine Strippe angeklemmt wird, die gerade billig zu haben war. Bei dem Gesamtaufwand, den Unison betreibt, scheint mir die erste Alternative die wahrscheinlichere zu sein und ich belasse es daher bei dem obigen Hinweis und freue mich, nicht noch mit Netzkabeln experimentieren zu müssen.
Ein kleines Zwischenfazit zur Gesamtschau des Gerätes: exemplarische Verarbeitung, alle notwendigen und sinnvollen Features vorhanden, große Detailliebe, schickes Äußeres, 24 kg Gewicht. Wäre ich ein Kunde, der das Gerät gekauft hat, ich wäre spätestens jetzt zum ersten Mal zufrieden.

Kommentar

Nachdem die für die Kundenzufriedenheit mitentscheidenden Hygienefaktoren geprüft sind, kommen wir nun zu dem hoffentlich entscheidungsrelevantesten Kriterium des Verstärkerinteressierten - dem Klang. Da die Triode 20 dem Besitzer einige Entscheidungen abverlangt, die idealerweise per Gehör zu treffen sind, möchte ich zunächst schildern, wie ich hörte. Die CME M50 sind 6 Ohm-Lautsprecher; ein Einstellungswert, den die Impedanzanpassung der Triode 20 nicht offeriert. Ich persönlich entschied mich für die 4 Ohm-Version. Ich fand, daß sie grundsätzlich etwas dynamischer und insgesamt musikalischer klang. Als ich Wirkungsgradexperimente mit meinen Monitor Audio machte, erwies sich hingegen die 8 Ohm Einstellung als überlegen.
Die Entscheidung Triode oder Pentode fiel mir schon schwerer. Bei einigen Stücken klang die Triode 20 im Pentodenbetrieb auf eine Weise, daß ich intuitiv den Triodenbetrieb vorzog, Halten wir zunächst fest, daß sich die Beschreibungen auf Hören mit den CME M50 im Triodenbetrieb mit der Impedanzanpassung in 4 Ohm-Stellung beziehen. Ein Wort noch zur Einspielzeit: Spaß machte das Hören nach etwa drei Tagen, obwohl die Triode 20, wie viele andere Röhrengeräte auch, über einen recht langen Hörzeitraum noch zulegte.
Ich begann meine Evaluationen mit dem Stück “the other side” von Morphine (CD “Good”). Vielleicht haben Sie sich selbst schon einmal gewundert, was einige Menschen an Verstärkern mit teilweise nur 5 Watt Ausgangsleistung (single ended-Trioden) fasziniert? Ich würde es als das Gefühl von “you are there” verbildlichen wollen - ein Gefühl, das die eingespielte Triode 20 sehr schnell und treffend vorführt. Andere Verstärker, die ich vergleichsweise hörte, brachten mich als Zuhörer nie auf diese Ebene. Mit der Triode 20 hatte ich das Gefühl in die Musik integriert zu sein, selbst quasi zwischen den Musikern zu sitzen. Die angesprochenen Vergleiche ermöglichten mir maximal die Rolle des Statisten, desjenigen, der im Zuschauerraum sitzt. Je nach Verstärker saß ich weit hinten im Aufnahmeraum, bald direkt vor der Bühne - meine Position verlassen indes habe ich nie.
Wie aber nun sah es auf einer etwas objektiveren Ebene aus? Die Morphine Instrumentierung ist durch die ausschließliche Verwendung von E-Baß, Schlagzeug und Saxophon ungewohnt. Das Stück wird mit einem Saxophoneinsatz eröffnet, bei dem das Saxophon mit einer frappierenden Greifbarkeit und Größe in den Raum gestellt wird. Ebenso erstaunlich die Intonation, wie sie von der Triode 20 präsentiert wird. Die Musik befindet sich in einem Fluß, in einem in sich konsistenten, logischen Fluß. Beim späteren Einsatz der weiteren Instrumente fällt sehr positiv auf, daß die Becken des Schlagzeuges kein lästiges Gescheppere wie von zerspringendem Glas produzieren, sondern hart und metallisch klingen. Das mir persönlich sehr wichtige Ausschwingen von Instrumenten führt der Unison-Verstärker ausgesprochen treffend vor. Er schneidet die dem Tonimpuls folgenden Nachschwingungen nicht ab, sondern läßt den Instrumenten den ihnen zustehenden Raum zum Atmen, was sehr musikalisch wirkt. Ich würde keinen Eid darauf schwören, daß die Triode 20 nicht ein wenig Nachschwingen simuliert, was mir angesichts ihrer ausgesprochenen Musikalität als unerhört akademische Diskussion erscheint. In die gleiche Richtung geht die exemplarische Ruhe der Triode 20. Sie setzt Pausen dort, wo sie nach dem intuitiven musikalischen Verständnis hingehören, läßt der Ruhe in den Pausen Zeit und Raum, sich zu setzen und auszubreiten, den Hörer einzufangen, bevor die musikalisch Linie wieder aufgenommen wird. Diese Eigenschaft führte maßgeblich zu “you are there” und gefiel mir außerordentlich.
Als letztes Kriterium zu diesem Stück: der Baßbereich. Es deutet sich an, daß der Baßbereich unter Umständen nicht die stärkste Seite der Triode 20 ist. Er klang groß und voll, was bei diesem Popstück by no means unangenehm war - zugleich bleibt aber festzustellen, daß es demselben Baß ein wenig an Tiefe, Präzison und Schwärze mangelte. Diesem Aspekte werde ich im Folgenden noch nachgehen - im Augenblick ist es mir ein Bedürfnis, nochmals das Wort Musikalität zu verwenden, um den bisherigen Gesamteindruck skizzenhaft einzufangen.
Deutschlands Öffentlichkeit ist weitgehend unbekannt, daß in globalen Dimensionen gedacht die wichtigsten musikalischen Einflüsse aus Deutschland aus dem Bereich der elektronischen Musik stammen - allen voran Kraftwerk. Insbesondere die im benachbarten Belgien Anfang der achtziger Jahre stark aufkommende Electronic Body Music-Bewegung berief sich auf den Einfluß von DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft). Auf deren Album “Alles ist gut” findet sich das Stück “Alle gegen Alle”. 1994, auf dem Höhepunkt des Krieges im ehemaligen Jugoslawien hörte ich dieses Stück im Radio in einer Coverversion der slowenischen Gruppe Laibach. Vor dem Hintergrund des Irrsinns in ihrem ehemaligen Heimatland veröffentlichten Laibach das Album “NATO”, das in einer düsteren Sammlung verschiedene Coverversionen zum Thema Krieg (in einem weiten Sinne) beinhaltet u.a. auch “Alle gegen Alle”. Das Stück soll nun in der Laibach Interpretation als mein obligatorisches unaudiophiles Beispiel dienen.
Den Titel dominiert ein pumpender Elektrobaß, der nicht sonderlich tief, dafür aber ausgesprochen voll reproduziert wird. Die Eigenschaft des nicht tiefen, aber opulenten Basses verhilft dem Stück zu seiner gewünschten Wirkung - der monoton stampfende Rhythmus wird in den Hörraum gedrückt. Aus den Tiefen zwischen einzelnen Baßwellen dringt die tiefe und bedrohlich wirkende Stimme, deren slawischer Akzent dem Stück subjektiv zu gesteigerter Bedrohung verhilft. Die Stimme steht groß und voluminös im Raum, ihre vorbildliche Artikulation durch die Triode 20 läßt die Botschaft um so unerbittlicher erscheinen. Die Triode 20 ist sicher kein typischer Technoverstärker - dennoch wirkt ihre unter Anlegung audiophiler Kriterien vermutete Schwäche im Fall des angeführten Beispieles nicht nachteilig. Ihre positiven Eigenschaften wie auch den angenehmen Gesamteindruck behält sie ohnedies bei.
Das nächste Beispiel ist ebenfalls nicht gerade eine Sternstunde der Aufnahmetechnik, dafür aber musikalisch hinreißend - das von Ry Cooder auf Cuba initierte Projekt “Buena Vista Social Club”. Von dem gleichnamigen Sampler möchte ich das Stück “El Cuarto de Tula” zur Verdeutlichung heranziehen. Die Triode 20 demonstrierte erneut ihre überlegene Musikalität - emotional geladene Stimmen und die sehr involvierende Trompete verfehlten ihre Wirkung nicht - wieder dieses “you are there”-Gefühl, dieses “heavy foot-tapping”, Fingerschnipsen und Mitsingen. Und nicht nur daß das Klangbild musikalisch ist, es ist zudem auch noch sehr angenehm. Die Trompete schimmert schön kraftvoll und metallen, wird aber nicht lästig, was bei diesem schwierig zu reproduzierenden Instrument eine ausgesprochene Empfehlung darstellt. Solange das musikalische Gesamtbild nicht zu multidimensional wurde, waren auch die Gitarrensaiten wundervoll voneinander getrennt, galt für die Gitarre das Gleiche wie für die anderen Instrumente - diese wundervolle Musikalität. Ich erlebte zudem erneut die hohe Sprachverständlichkeit. Dabei steht die Stimme recht weit vorne im klanglichen Gesamtgemälde, nimmt eine dominierende Stellung ein, ist wie schon beschrieben groß und voluminös. Wenn allerdings ab der Mitte des Stückes die Anzahl der gleichzeitig hörbaren Instrumente zunimmt, wirkt die Triode 20 plötzlich etwas überfordert. Sie wird nicht wie Transistorverstärker hart, scharf und unmusikalisch, sondern verliert die Oberaufsicht über ihre eigene Produktion - die treffliche Musikalität verliert sich in der entstehenden “Klangwolke” und die Übersicht geht verloren.
Ich vermutete, dieses Ergebnis könnte an den geringen Leistungsreserven der Triode 20 liegen, die von den 88 db Wirkungsgrad der CME gebeutelt wurde. (Eine spätere Rücksprache mit dem deutschen Vertrieb ergab, daß der Einsatz von A Capella-Tonbasen bzw. des neuen Big Block in diesem Punkt völlige Abhilfe schaffen soll. Anm. d. Red.) Ein Switch zum leistungsstärkeren Pentodenbetrieb schien ratsam und zeitigte eine nennenswerte klangliche Neuausrichtung. Das Klangbild wirkte weniger opulent, nicht mehr so verschwenderisch in der Darstellung insbesondere von Stimme und Soloinstrumenten. Unverzüglich verbannte mich auch die Triode 20 in den Zuschauerraum (wenngleich auf einen sehr guten Sitz) und baute eine bislang von ihr nicht gehörte Distanz zu mir auf - kurz gesagt, ich war näher an der Situation, die ich von meinen eigenen (Transistor-)Komponenten kenne. Diesen nicht unschmerzlichen Schmelzentzug überkompensierte die Triode 20 allerdings mit einer deutlich verbesserten Auflösung, die weniger schnell verloren geht, einem insgesamt strafferen Baß, der weniger betont war, aber tiefer hinunterreichte. Dynamisch konnte die Triode 20 zugewinnen, näherte sich Transitorstandards an, die sie im Triodenbetrieb an meinen Lautsprechern nicht ganz aufbieten konnte. Die meisten Instrumente machten, wie auch der Sänger, ein paar Schritte auf der Bühne nach hinten. Bei dem genannten Stück gefiel mir der Pentodenbetrieb erheblich besser, da das gesamte Klangbild aufgeräumter und in sich stimmiger wirkte. Als trade-off büßte ich ein Stück der vorzüglichen Musikalität ein.
Den gleichen Titel hörte ich nun an den Monitor Audio, die eine wesentlich leichtere Last als die CME darstellen. An ihnen verlor die Triode 20 den Überblick nicht so nachhaltig, wirkte auch im Triodenbetrieb deutlich dynamischer und straffer, zeigte länger ihre überlegene Musikalität. An ihnen fiel meine Wahl beim Buena Vista Social Club immer noch zu Gunsten des Triodenbetriebes aus, wohingegen ich an den CME häufiger den Pentodenbetrieb favorisierte. Als Grundregel für eine erfolgreiche Triode 20-Lautsprecherkombination sollte gelten: soviel Wirkungsgrad wie möglich kaufen. Am besten 100dB/W/m (wird schwierig!), aber bitte nicht weniger als 90 db. Da das Angebot an solchen Lautsprechern im bezahlbaren Bereich recht klein ist, wird die Triode 20 zu einem Verstärker, auf den sein Besitzer etwas mehr als üblich eingehen muß. Läuft sie aber erst mal, belohnt sie mit Musik und Musikalität reich für die Mühen.
Was passiert nun im Bereich großer Werke? Ich hörte die RCA-Aufnahme “Rhapsodies” unter Stokowski, insbesondere Liszt´ Ungarische Rhapsodie sowie Enesco´s Rumänische Rhapsodie. Zuvor schaltete ich wieder um auf Triodenbetrieb - und erneut erblühte diese wundervolle Musikalität. Die Triode 20 zeichnete eine große Bühne, die sie gut auch in der dritten Dimension auszuleuchten wußte. Sie positionierte die Instrumentengruppen deutlich, ohne eine allzu unnatürliche und scharfe Abgrenzung im Raum vorzunehmen. Ebenso konnte sie eine reichhaltige Palette an Klangfarben vorweisen, bei denen sie einen erstaunlichen Nuancenreichtum bewies. Die Streicherinstrumente klangen wohlbespannt aber nicht scharf, ihr Korpus wurde exakt nachgezeichnet; die Triangel kennzeichnete ein metallischer Korpus, der nicht zu low-fi-typischen Schärfen neigte. Das gesamte Klangbild war tendenziell eher dunkel timbriert, eine Schattierung, die ich erdig nennen möchte. Sie gab eine Ahnung von den Gewalten des in annähernd voller Besetzung spielenden Orchesters und entwickelte ihre Kraft von sehr tief unten. Neben der wahrlich trefflichen Musikalität verführte die Triode 20 mit einem in dieser Preisklasse unüblichen Timing-Feingefühl. Das Klangbild wirkte sehr sensibel, fast zerbrechlich in der Präsentation musikalischer Nuancen. Musikalität, Timing und Sensibilität der Performance sorgten für eine bislang ungekannte Einhelligkeit in der Bewertung der Triode 20 durch Gasthörer bei mir Zuhause. Sie alle bekannten einmütig, daß es ihnen daheim nicht so leicht fällt, die Musik in der dargebotenen Form als richtig zu akzeptieren und sich in ihren Bann zu begeben. Bei gesteigerter Lautstärke und gesteigertem Komplexitätsgrad erreichte die Triode 20 dann ihre Grenzen an meinen Lautsprechern. Sie verlor etwas die Übersicht, wirkte plötzlich etwas zu langsam, d.h. undynamisch und mochte ganz generell hohe Pegel nicht allzu sehr. In Anbetracht der Tatsache, daß mein Lautsprecher eigentlich etwas wirkungsgrad-schwach ist, ein zu erwartendes Ergebnis. Mich überraschte der Zeitpunkt etwas, hatte ich doch insgeheim befürchtet, keines der Stücke ließe sich anhören. Dem war eindeutig nicht so. Dennoch ist die Triode 20 für sehr große Werke weniger geschaffen, es sei denn, sie betreiben einen sehr wirkungsgradstarken Lautsprecher, worunter ich mindestens 95dB/W/m verstehen würde. Generell gefiel mir die Triode 20 bei Klassik aufgrund ihrer genannten Eigenschaften wie Timing und Musikalität enorm gut, wenngleich sie Liebhaber kleiner Besetzungen am besten bedient.
Fassen wir zusammen: Die Unison “Triode 20” ist meiner Meinung nach ein herausragender Verstärker, ein musikalischer Verführer und Charmeur. Die Verarbeitung des Gerätes ist traumhaft und die Ausstattung reichhaltig. Ich gebe zu, daß ich kaum verstehe, wie dieses Gerät relativ zur Konkurrenz so günstig angeboten werden kann. Allerdings bleibt das Gerät aufgrund begrenzter Leistungsspielräume ein Spezialist, der auf einen angemessenen Lautsprecher angewiesen ist, da es sonst sein Potential nicht ausspielen kann. Ein wirkungsgradstärkerer Lautsprecher ist ein Muß, ich persönlich sehe die Untergrenze bei 90dB/W/m (wobei mir klar ist, daß ich unzulässig generalisiere), besser mehr (Auch an diesem Fall rät Alfred Rudolph zum Einsatz der A Capella-Tonbasen, was einen völlig unproblematischen Einsatz zulassen soll. Anm. d. Red.) Bitte nehmen Sie sich ausgiebig Zeit, nach einer für Sie geeigneten Kombination zu suchen.
Wer kauft nun einen solchen Verstärker? Ganz einfach: man kauft ihn aus keinem anderen Grund als aus der tiefen Liebe zur Musik - für alles andere ist er zu schade, denn die Liebe zur Musik ist seine Stärke und seine Bestimmung. Richtig betrieben, löst er wie kein anderer mir bekannter Verstärker seiner Preisklasse Emotionen aus und sorgt für musikalisches Wohlbefinden - manchmal schien es mir fast, als hätte dieser Verstärker eine Seele.

AS

Das Produkt: Vollverstärker Unison Research Triode 20
Preis ca. DM 6.800
Vertrieb: A Capella, Koloniestraße 203, 47057 Duisburg, Tel.: 0203 - 361222, Fax.: 0203 - 361111 oder im Internet unter http://www.acapella.de

gehört mit:
Laufwerk & Tonarm: Jeweils Well Tempered „Reference“
Tonabnehmer: Dynavector XX-1L
Phonovorstufe: TE Audio Phono MC
CD Player: Naim Audio CD 3.5, Meridian 508.20
Vorverstärker: Audioanalyse C900
Endstufen: Albarry Music M408II Monos
Vollverstärker: Cary Audio Cad-75ia
Lautsprecher: CME M 50, Monitor Audio “Monitor 2”
NF Kabel: Straight Wire Virtuoso
LS Kabel: Straight Wire Virtuoso, HMS In Concerto, XLO Pro 600
Sonstiges: Beck und XLO Steckerleiste, Nitty Gritty 1,5Fi Plattenwaschmaschine, audiocom Netzkabel, Symphonic Line Spikes

PS: Die Anmerkungen von Alfred Rudolph haben wir statt eines namentlich gekennzeichneten Herstellerkommentares mit kursivem Schriftbild in den Text eingebaut.