HÖRERLEBNIS 29: Phonosophie


Zubehör: NF-, LS- und Netzkabel von Phonosophie

„Musik ist Leben“

von Marco Kolks

Für den einen ist er das enfant terrible der gesamten Szene, für den anderen baut er die musikalischte Elektronik überhaupt. Ingo Hansen, Kopf von Phonosophie, ist ganz bestimmt eckig, manchmal sogar penetrant. Doch können diese Charaktereigenschaften einen Menschen nicht auch auszeichnen? Penetranz beispielsweise, wenn es darum geht, sich mit Konsequenz und Vehemenz den geldschneiderischen Verlautbarungen von High-End-Gurus entgegenzustellen. Beharrlichkeit beispielsweise, wenn es um die erfolgreiche Entwicklung von Produkten geht, die nach seiner Auffassung erstmals in der Lage sind, Musik wirklich und live wiederzugeben.
Sicher, all’ das hat jeder von uns schon einmal so oder ähnlich und zudem nicht selten auch von anderen Herstellern gehört. Und so ist die allgemeine Skepsis, die bei der potentiellen Kundschaft Hand in Hand geht mit einer beängstigend lang anhaltenden Kaufzurückhaltung, für mich durchaus verständlich. Im Falle von Phonosophie bin ich jedoch eines besseren belehrt worden. Ich habe nämlich eher zufällig eine Vorführung mit perfekt aufeinander abgestimmten Komponenten erlebt, die mich alle Zurückhaltung vergessen läßt. Ich muß an dieser Stelle lediglich einräumen, daß ich meine Eindrücke bei einer relativ hohen Lautstärke gewonnen habe. Dennoch fühle ich mich in meinem Urteil bestätigt, weil auf meine Empfehlung hin, zwei erfahrene und gut hörende Hifi-Freunde bei dieser Vorführung ebenfalls zu einem ähnlichen Entschluß gekommen sind.
Nun ist es unter High-Endern unstrittig, daß den Kabeln in einer stimmigen Kette eine besondere Bedeutung zukommt. Ob des begeisternden Liveeindrucks bei besagter Vorführung, stand mein Wunsch an Ingo Hansen schnell fest: eine komplette Verkabelung von NF-, LS- und Netzkabeln sowie eine Netzsteckerleiste.
Einher mit der Zusendung geht bei ihm in aller Regel ein langes Telefonat, gespickt mit wichtigen Erläuterungen, die nötig sind, die Philosophie und damit die klangliche Ausrichtung von Phonosophie zu verstehen. „Musik ist Leben“, hat sich der Hamburger auf die Unternehmensfahnen geschrieben. Livemusik schlägt uns in ihren Bann und vermittelt das Gefühl echter Begeisterung. Zuhörer von elektronisch reproduzierter Musik müssen also idealerweise das Gefühl haben, selbst im Tonstudio oder in der Konzerthalle zu stehen.
Seine Theorie fußt auf der Annahme, daß, wenn ein Mikrophon die Informationsdaten kugelförmig aufnimmt, die Box diese genauso wiedergeben muß. Im Grunde eine unlösbare Aufgabe. Deshalb kommt es darauf an, wer die Informationsdaten des Aufnahmeraumes am besten in den Abhörraum beamt. Lautsprecher sollen dabei völlig in den Hintergrund treten zugunsten eben dieser unverfälschten Liveinformationen.
Dieses Ziel vor Augen verwendet Ingo Hansen bei der Herstellung seiner Kabel hochreines Kupfer und eine vielfach bewährte Teflonisolierung, die allerdings bei den Lautsprecherkabeln (mit Steg) ein wenig sperrig gerät. Es fällt auf, daß die Kontakte der Lautsprecher- und Netzkabel sowie die der Netzsteckerleiste mit einer bräunlichen Kupferschicht überzogen sind. Diese Legierung findet laut Ingo Hansen häufig in der Flugzeugindustrie Verwendung und soll sich als Material noch besser eignen als Gold. Das Edelmetall hat - wissenschaftlich nachgewiesen - einen hohen Übergangswiderstand und bremst daher Impulse, obwohl es nicht korrodiert. Meßtechnisch sei, so Ingo Hansen weiter, der Vorteil eines Kupferübergangs zwar nicht nachvollziehbar, hörbar aber auf jeden Fall. Das Gehäuse der Verteilerdose erinnert an eine einfache Plastikstromleiste aus dem Baumarkt. Im Unterschied dazu sind innen jedoch drei großzügig dimensionierte Kontaktleisten für Phase-, Null- und Erdungsleiter untergebracht. Die Phase ist - eigentlich kaum erwähnenswert - mit einem weißen Punkt gekennzeichnet.
Das NF-Kabel schließt - für mich bislang ungewöhnlich - mit einem Cinchadapter auf einem BNC-Stecker ab. Die Chinchnorm ist Ingo Hansen ein Dorn im Auge, aufgrund der weltweiten Verbreitung allerdings ein notweniges Übel, mit dem man leben muß. Er schreibt ihnen übrigens eine negative Bauform zu und attestiert klanglich eingeschränkte Leistungen.

Kommentar

Je sauberer der Strom ist, desto plastischer empfinden wir die wiedergegebenen Informationen. Man kann sie besser voneinander trennen und verfolgen. Je mehr Strom in der 1.000.000stel Sekunde zur Verfügung gestellt werden kann, desto weiter kommen nämlich diese Informationen nach vorn, ganz besonders aber die leisen, die zu jedem Ton gehören. Und je näher nun der Zuhörer an das musikalische Endergebnis herangeführt wird, desto größer wird der Livecharakter. Die Boxen treten als Mittlerinstanz in den Hintergrund. Die theoretische Rechnung von Ingo Hansen geht auf und ist leicht nachzuvollziehen, wenn man Phonosophiekabel in die eigene Kette einschleift. Die größten Fortschritte registriere ich beim Einsatz der Netz- und der Lautsprecherkabel. Die NF-Verbindungen schließen mehr eine verbleibende kleine Lükke, unterstreichen jedoch eindrucksvoll das Gesamtkonzept.
Doch ganz so problemlos, wie es sich an dieser Stelle liest, ist der Einsatz der Kabel nicht immer. Bei einigen Verstärkertypen, wo die sehr dünnen und eng beieinanderliegenden Innenleiter der ICs bei höherer Energie klanglich überfordert werden, rutscht die Wiedergabe ins Matschige ab. Auch erteile ich nicht allen Röhrenverstärkern und Flächenlautsprechern einen Freibrief. Sie haben oft ein starkes Eigenleben beim Ausschwingen, Oberwellenanteile passen dann nicht mehr zueinander. In diesen Fällen ist Ausprobieren angesagt, denn der Erfolg ist nicht automatisch programmiert und als bittere Enttäuschung bleibt ein zu sehr aufgedicktes Klangbild zurück.
Wie ich nicht in der Lage bin, bei von anderen fotografierten Urlaubsbildern zu sagen, dieses oder jenes Motiv stimmt besonders in farblicher Hinsicht mit dem Original überein, so kann ich es ebensowenig bei der auf Konserven gestützten Musikwiedergabe. Zumal ich so gut nie wie weiß, wie der Aufnahmeraum konstruiert ist, welche Mikrofontypen eingesetzt werden und darüber hinaus gibt es noch viele weitere einflußreiche aber unbekannte Variablen. Um mir dennoch helfen zu können, orientiere ich mich daran, wer mich näher an das Geschehen heranläßt. Zweifelsohne greifen diesbezüglich in meinen Ketten die Phonosophiekabel in die Vollen. Am leichtesten nachzuvollziehen ist ein merklicher Zugewinn an Plastizität und Dynamik bei klaren Frauenstimmen (Kari Bremnes „Gate ved Gate“ oder Radka Toneff „Fairytales“) oder dem Titel „Serenade“ der Dave Holland CD „Point of View“ (ECM, übrigens eine Empfehlung von Ulrich Rahe. Sie erinnern sich, Ulrich Rahe entwickelte vor rund 20 Jahren seine legendäre Rabox.) Das Vibraphon löst sich besser von den Lautsprechern und steht greifbar nahe vor dem Hörer. Die Musik enthält schlagartig eine ganz andere innere Dynamik, mehr Wucht. Der Baß wird regelrecht in den Raum gepumpt, man spürt diese Intensität am ganzen Körper.
Nun ist es ja nicht so, daß ich nicht schon viele andere, zum Teil extrem teure und exzellent klingende Kabel in meinen Ketten hören konnte. Sie verleihen dem Klangbild eine unerschütterliche Stabilität, strukturieren besser und haben noch den einen oder anderen Vorteil. In der Summe aller Eigenschaften jedoch steht die Verkabelung von Phonosophie nicht nach und hat zudem den Vorteil, daß diese Livenähe, das Explodierenlassen von Musik, keinem anderen in diesem Maße beschieden ist. Denn allesamt hatten sie das Klangbild mit mehr oder weniger Distanz zum Hörer aufgebaut. Und der zugegebenermaßen faszinierenden Übersichtlichkeit eine wichtige Eigenschaft von Musik geopfert: die Livehaftigkeit. Sie aber ist im wesentlichen dafür verantwortlich, daß der Fuß wippt, uns die Melodien ins Herz treffen und wir wieder und wieder die gleichen Songs anhören können. Sie weckt Emotionen in uns und fördert das Verständnis zum Vorgetragenen.
Insofern gebührt Ingo Hansen Anerkennung. Er hat für mich den goldenen Mittelweg zwischen den verschiedensten von uns Highendern angebeteten und in Fachgesprächen vehement verteidigten Kriterien eingeschlagen und mit dem Mehr an Livegefühl das Sahnehäupchen draufgesetzt. Und was ich noch toller finde? Dieser ganze Spaß ist bezahlbar. Fernab von Mondpreisen, die sich auf die handwerklichen Fähigkeiten von Jungfrauen berufen, die nur während der Vollmondphasen arbeiten können. Wenn also die Kabel von Ingo Hansen passen, dann fliegt im wahrsten Sinne des Wortes eine Bremse aus der Kette und die Post geht ab. Machen Sie sich also auf einiges gefaßt! In meinen Anlagen haben sie auf jeden Fall ab sofort einen festen Platz und eine feste Aufgabe.
Und für die ganze Schar der Kritiker: Natürlich ist Ingo Hansen in einem hohen Maße eigenwillig. Aber verdanken wir - nicht nur in der Hifi-Szene - gerade diesem Typus Mensch die wichtigsten Anregungen und Erkenntnisse. Ihr Durchhaltevermögen unter Mißachtung aller existentieller Gefahren hat viele Wendepunkte herbeigeführt. Sie glauben daran, womit sie sich beschäftigen. Und das selbst in Zeiten, in denen sie ungerechterweise eher verkannt werden. Dazu fällt mir zum Schluß noch ein: Irgendwann einmal soll die Erde doch auch eine Scheibe gewesen sein ...

MK

Produkt: NF-, LS- und Netzkabel, Netzsteckerleiste
Preis: NF (1,20 m = 246,60 DM) LS (40 DM pro Meter), Netzkabel 170 DM Netzsteckerleiste (6 Anschlüsse) 240 DM
Hersteller: Phonosophie Luruperhauptstr. 204, 22547 Hamburg, Tel: 040-837077 Fax: 040-837084 Internet.www.phonosophie.de

gehört mit:
Plattenspieler: Transrotor Eternita, SME V, SME 3012R, Transfiguration New Spirit Musica Nova Piano Forte, SME V, Rohmann
CD-Spieler: Burmester 916, Consequence audio (mod. by Realite)
Wandler: Goldmund SDRA, Audio Alchemy DTI Pro 3.2
Vorverstärker: Burmester 808 MK V, Beck RV, Brain Audio
Phonostufe: TE Audio Phono (Tessendorf/MC -Teflonausführung) und Filternetzteil
Endverstärker: Burmester 911 MK II (Mono), Beck RE1, Brain Audio
Vollverstärker: Unison Research Simply 845, Symphonic Line RG 14
Lautsprecher: Acapella Violoncello, Newtronics Skate und Gate, Bella Luna von CD Konzertmöbel
Kabel (NF/LS): Flatline SPM-Reference, Acapella (Silber), Acoustic Balance Black, Ortofon 5000er Reinsilber-Phonokabel, Aural Symphonics, Voodoo von Dope Sounds, XLO-Netzkabel, Voodoo Netzkabel-(Prototyp), Netzkabel von Burmester und Phonosophie, WBT-Kabelschuhe
Netzsteckerleisten: Beck Elektroakustik , Phonosophie, XLO, Sun
Zubehör: Burmester Powerconditioner, Copulare Tonbasen, Acapella Tonbasen, Big Block und Speed Block von Acapella, Racks von Audio Magic, Bedini Disc Clarifier, Sound Dynamics Foculpods, Sicominplatten, Ducal-Kabelträger von Copulare, Kabelträger von Audio Magic, CD-Balsam von acoustic balance, VPI - Magic Bricks, Räke Pucks, ART-Graphitpucks, CD-Sound-Improver von Gläss, LP-Waschmaschine von Sota, Tonbase Plattenspieler von realite, Roomtooning RFA 78 von Harmonix, Shun Mook, CD-mat von ART