HÖRERLEBNIS 38


Phonovorverstärker Antares CP-1i von Omtec

Meine erste Wahl

von Axel Sarnitz

Bei kaum einem anderen Gerät ist die Aufgabe einer nicht trivialen Einleitung eine ähnliche Herausforderung. Denn das Essentiellste zum Omtec Antares Phonoentzerrer ist in den letzten 10 Jahren schon mindestens einmal irgendwo gesagt worden. Zudem dürfte es nur wenige andere Geräte geben, die ihr Marktsegment so dominieren wie die Antares. Längst ist dieses Gerät kein Geheimtip mehr, sondern der Maßstab für jedes andere Design auf dem Phonoentzerrermarkt. Sie ist wie ein guter Espresso: klein, schwarz und stark. Das ist bekannt. Seit kurzem nun hat dieses Gerät einen dritten Betriebsmodus bekommen, der mir die singuläre Rechtfertigung für eine erneute Diskussion des Klassikers Omtec Antares liefert.
Da Omtec-Komponenten bereits Thema im HE waren, kann darauf verzichtet werden, viele Worte um die Firma und ihren Gründer, Inhaber und allseits geschätzten Entwickler Manfred Baier zu machen. Einige Worte zur Antares sollen jedoch verloren werden. Die Antares wurde 1989 nach einer Entwicklungszeit von mehr als 10 Jahren vorgestellt. Damals entschloß sich die für ihre Preisstabilität legendäre Gießener Firma zu einem auf ein Jahr limitierten Einführungsangebot - die Antares kostete 1.800 DM. Schnell erwarb sie sich den Ruf, extrem preisgünstig zu sein und selbst mehrfach teureren Konkurrenzprodukten das Leben schwer zu machen. Positive Besprechungen in der Presse taten ein übriges: ein Klassiker war geboren. Bis heute gilt die Antares als eine der, wenn nicht gar die, in der Relation Preis/Gegenwert beste(n) Phonostufe(n) money can buy - sie klingt großartig und kostet gemessen daran sehr wenig. Wer mehr Klangqualität will, so sagt man, muß einen immensen Mehrpreis in Kauf nehmen.

Ein erster Blick
Die Antares ist ein typisches Understatement-Gerät: sie wird in zwei kleine schwarze Gehäuse montiert, jedes etwa vom Volumen eines mitteldicken, gebundenen Buches. Eines dieser Gehäuse beherbergt das Netzteil, das andere die Verstärkersektion. Das Netzteilgehäuse hat als einzige Bedienfunktion den Hauptnetzschalter auf der Rückseite, sowie eine blaue Betriebs-LED auf der Front. Das zweite, eigentliche Verstärkergehäuse ist nur auf der Rückseite bestückt. Neben kanalgetrennten DIP-Schaltern (sog. “Mäuseklaviere”) zur Einstellung des Verstärkungsfaktors (und damit der Anpassung an die Ausgangsspannung des Tonabnehmers) finden sich hier ein Paar unsymmetrische Cinchbuchsen sowie ein Paar symmetrischer Mini-XLR-Buchsen. Ein Paar symmetrischer Mini-XLR-Stecker liegt jeder Antares bei, so daß Phonokabel hierauf konfektioniert werden können. Die Verbindung zwischen Netzteil und Verstärkerstufe stellt ein Standardkabel (RS 232) aus dem Computerzubehör her. Es hat neben einem geringen Preis vor allen Dingen den Vorteil verschraubbar zu sein und fest zu sitzen. Die Antares ist dank ihrer DIP-Schalter ein äußerst flexibles Gerät. So können an die Antares sowohl MM- als auch MC-Systeme unterschiedlicher Ausgangsspannungen inklusive low-outputs angeschlossen werden.

Ein zweiter Blick
Es sei noch ein Wort zur Verarbeitung gessagt: diese ist sehr gut und gemessen am Preis unverschämt aufwendig. Die Gehäuse sind nicht nur formschön, sondern auch sehr gut gearbeitet. Die Frontplatte ist verklebt, weshalb keine Schrauben, die für mein Empfinden zuweilen die Optik beeinträchtigen, notwendig sind. Allerdings, und dies ist die Kehrseite der Medaille, macht das Verkleben es dem Händler oder gar Kunden unmöglich, das Gerät zerstörungsfrei zu öffnen. Versuchen Sie es daher bitte gar nicht erst, das Ergebnis ist eine Reparaturrücksendung an Omtec (leidvolle eigene Erfahrung!). Daher sind leider keinerlei Aussagen zum Innenaufbau möglich, was das Hauptziel von Omtec ist. Inhaber Baier argumentiert nicht zu unrecht, daß diejenigen, die das Gerät gerne nachbauen wollen, es dann doch wenigstens bitte vorher kaufen sollten. Die Kanten der Frontplatte sind in Handarbeit verrundet, das Firmenlabel ist eingraviert. Zudem wird das Gehäuse gebürstet. Die wenigen Benutzerinterfaces funktionieren hervorragend. Ein ganz großes Lob an dieser Stelle und die Frage des Ökonomen: “Wie in aller Welt kann man so eine Anfaßqualität zu diesem Preis liefern”?

Aufstellen und Anschluß finden
Die Omtec Antares erlaubt drei verschiedene Anschlußarten für MC-Tonabnehmer: unsymmetrisch über Cinch (hierbei werden die Mini-XLR-Buchsen mit dem Abschlußwiderstand “geladen”), symmetrisch über Mini-XLR (die Cinchbuchsen nehmen den Abschlußwiderstand auf) sowie Kurzschlußbetrieb (Anschluß an Mini-XLR, Kurzschluß (ja, richtig gelesen!) in den Cinchbuchsen). Dabei ist natürlich der unsymmetrische Anschluß die einfachste Variante, denn sie erfordert kein Umkonfektionieren vorhandener Phonokabel, die in der Regel per Cinch mit dem Vorverstärker verbunden werden.
Zur Eruierung der verschiedenen Betriebsarten lieferte Omtec mir das hauseigene NF-Kabel in verschiedenen Konfektionierungen mit. Der Einfluß des Kabels war daher bei Hörtests eliminiert. Da die unterschiedlichen Betriebsarten unterschiedlich laut spielen, mußte eine Verstärkungsfaktoranpassung über die rückseitigen DIP-Schalter vorgenommen werden, was sich als problemlos erwies. Zusätzlich lieferte Omtec noch einen kleinen Adapter mit, der es ermöglichte, akustisch gewohnte Phonokabel an den Mini-XLR-Buchsen weiter zu betreiben, um auch den Einfluß des Omtec-Kabels eliminieren zu können. Ich nutze diese Gelegenheit, um mit meinem Lieblingskabel, dem Fadel Art Ref One Phono, ausgiebig zu hören.
Im Nicht-Kurzschluß (d.h. “Normal”-)Betrieb wurde das Dynavector Te Kaitora mit 85 Ohm abgeschlossen. Versuche mit MM-Systemen wurden nicht durchgeführt, auch wenn die Antares den Anschluß erlaubt hätte. Dies liegt in erster Linie daran, daß die mit Einschränkung besten MM (oder präziser Moving Iron) von Grado unbefriedigend mit meinem Well Tempered-Arm harmonieren.
Die Antares zeigte sich von ihrer besten Seite, bekam sie ein hochwertiges Netzkabel. Gute Erfahrungen habe ich mit dem audiocom gemacht, etwas besser noch war ein sehr teures ESP “The Essence”, wenngleich ich dieses Produkt nicht für eine Antares anschaffen würde. Versuche mit anderen Klanghelferlein wie Spikes oder ähnlichem quittierte die Antares in erster Linie mit profundem Desinteresse. Ein klanglicher Rückschritt hingegen war der Anschluß des hauseigenen Power Controllers, was zu erwarten war, da er für große brummende Netzteile konzipiert ist. Manfred Baier wies mich telefonisch auf die vermutete Sinnlosigkeit dieses Versuches hin. Der Vollständigkeit halber sei die Information weitergereicht.

Anschluß optimieren
Zunächst ist es wichtig, auf die akustischen Divergenzen der einzelnen Betriebsarten einzugehen, denn der weitere Bericht wird auf diesem Optimum aufbauen. Schnell stellte sich der Kurzschlußbetrieb als der günstigste heraus. Verglichen mit ihm klang der symmetrische Anschluß über Mini-XLR mit 85 Ohm Widerstand etwas weniger musikalisch. Die Kette spielte, beispielsweise bei Harry Belafontes “At Carnegie Hall”, scheinbar etwas kühler und distanzierter. Dabei gewann das Klangbild leicht an Rauhigkeit, wirkte bisweilen etwas ungeschliffener und weniger feinnervig. Der Kurzschlußbetrieb zeigte mehr Swing in der Musik, folgte rhythmischen Linien originalverliebter und glaubhafter und zeichnete feine Details akribischer nach. Die Stimme Belafontes konnte an Volumen hinzugewinnen und erschien hierdurch greifbarer, was sich in einem Gefühl von mehr Nähe zum Künstler manifestierte. Insbesondere wirkte das Klangbild feiner und im mikrodynamischen Bereich; behender im Sinne von “leichtfüßig”. Es sind also sehr kleine, feine Details, denen die Antares im Kurzschlußbetrieb noch mehr Geltung verschafft, ohne daß sich die Tonalität oder der Charakter des Gerätes ändern würde. Unter den drei Lösungen schien mir die normale Anschlußart über Cinch die am wenigsten vorteilhafte zu sein. In diesem Modus klang der Baß nicht mehr gar so diszipliniert wie zuvor, fehlte der Stimme noch etwas mehr Volumen und wirkte das Klangbild insgesamt leicht kühler. Ebenso schien das Timing der Reproduktion nicht mehr so trefflich wie noch zuvor. Auch wurde das Ein- und Ausschwingverhalten der Instrumente leicht verkürzt. In der Summe der Eigenschaften schien das Klangbild unruhiger und leicht spitzer. Das Feine, die besondere Fragilität der Reproduktion, wurde also vor allem im Kurzschlußbetrieb erreicht. Dabei ist zu bedenken, daß es sich um Nuancen, um Schattierungen handelt. Die Omtec behält immer ihre grundsätzlichen Eigenschaften und ihren Charakter bei, die folgend zu schildern sind. Die Art des Anschlusses entscheidet in keinem Fall darüber, ob der Stab über der Omtec Antares zu brechen ist oder nicht. Vielmehr sind dies die letzten klanglichen Feinheiten. Gleichwohl beziehen sich alle weiteren Aussagen auf den überzeugendsten Betrieb, also den Kurzschluß. Ich möchte noch darauf hinweisen, daß dieses Ergebnis mit anderen MC-Abtastern nicht unbedingt halten muß, denn deren Konstruktion hat einen maßgeblichen Einfluß auf die Qualitätsänderung durch das Wechseln zum Kurzschlußbetrieb.

Kleine Besetzungen
Zunächst zu dem Stück “Nothin’” von Townes van Zandt. Es findet sich auf einer posthum veröffentlichten LP, die den sehr treffenden Titel “In Pain” trägt und Material von Live-Konzerten enthält, die van Zandt kurz vor seinem Ableben einspielte. “Nothin’” ist ein auffälliges Stück, obwohl es nur aus akustischer Gitarre und Stimme besteht. Van Zandt berichtet von einer Trennung “Hey Mama, when you leave, don’t leave a thing behind. I don’t need nothin’ “. Dennoch fordert van Zandt’s Minimalismus jede Kette auf das Äußerste. Er verlangt von ihr nämlich, seine Stimmungslage in allen Schattierungen und Verästelungen darzustellen. Seine Stimmung, das ist die eigenwillige Mischung aus individuellem Schmerz, gemischt mit diffusem pessimistischen Weltschmerz, Schuldzuweisungen und Trotz. Van Zandt versäumt es, eine Eigenbeteiligung an der Trennung einzuräumen. Stattdessen ergeht er sich in eigenartigen Floskeln über das Elend und die Schlechtigkeit der Welt. Seine Aussage ist Anklage “Siehe Welt, es geht mir schlecht, und schuld ist SIE!” scheint er sagen zu wollen. Dies zeigt, wie sich der Mann, der glaubt Opfer zu sein, selbst betrügt und es gibt einen Hinweis darauf, warum die Situation für einen Partner unerträglich geworden sein mag. In seinem unnachgiebigen Trotz ist es van Zandt selbst, der sich entlarvt. All dies spielt sich ab auf der Ebene der Stimme; besagte Botschaft liegt in den kleinen Nuancen, in den Details menschlichen Ausdrucks, den wir alle so gut verstehen. An diesen Nuancen erkennen wir, ob objektiv wenig kritisierbare Worte positiv oder negativ gemeint sind. Für uns alle sind die subtilen Aspekte menschlicher Kommunikation ein ausschlaggebendes Einordnungskriterium.
Bezogen auf reproduzierte Musik ist daher die Todsünde, quasi der musikalische Antichrist, eine gleichmacherische Kette, die derartige Feinheit negiert. Eine Kette, die zu undifferenziert spielt, verstümmelt die Botschaft und macht die Musik mithin zweckfrei. Vielmehr muß es Ziel der Reproduktion sein, wie es die Antares vorführt, die Stimmungslage in ihren Facetten zu analysieren und sensibel das Ergebnis an den Hörer weiterzureichen. Auf dieser Ebene glänzt die Antares denn auch mit ihrem durch und durch neutralen Charakter, der aber niemals das Stimmungsvolle der Musik vermissen läßt. Akribisch folgt die Antares den feinsten Schwingungen und Verästelungen der Stimme. Begeisternd, mit welchem Sinn für Feinheiten sie ans Werk geht: leichtes Luftholen, Ausatmen, Worte ausklingen lassen. All diese feinen Aspekte der Darbietung würdigt die Antares mit großer Aufmerksamkeit. Sie sorgt dafür, daß das Bild von der Gleichmacherei sich niemals festsetzen kann. Stattdessen ist die Antares sehr präsent. Sie wirkt wie ein aufmerksamer Beobachter, der mit wachem Geiste der Erzählung folgt, sie immer auf Inkonsistenzen überprüfend. Damit fördert sie Details ans Licht, die die erzählte Geschichte verständlich machen und ihre Schwächen aufdeckt. Es erscheint bisweilen, als erlaube die Antares geradezu den Blick bis in den Rachen des Sängers. Sehr besonders ist an dieser Stelle, daß die Antares lediglich neutral, aber nicht überanalytisch klingt. Sie bleibt äußerst musikalisch und wirkt dabei noch leichtfüßig. Ihre Reproduktion kennt keine Anstrengung. Dies ermöglicht es ihr, feinsten Linien der Musik exakt nachzugehen, ohne sie in ihre Bestandteile zu sezieren. Die Musik bleibt als homogenes Gesamtes erhalten. Zu den Stärken der Antares gehört unbedingt die Mikrodynamik, die ihr die erwähnte wunderbare Auflösung erst ermöglicht. Dies zeigt sich inhaltlich daran, daß sie der Storyline aufmerksam folgt, daß die Antares die Saiten der Gitarre auf das Wundervollste voneinander trennt, wobei immer klar ist, daß es sich um verschiedene Pointierungen desselben Instrumentes handelt, der innere Zusammenhang der Präsentation also immer gewahrt bleibt. Großartig!
Als weiteres Beispiel Ella Fitzgerald von der Verve-Wiederauflage der LP “let no man write my epitaph”: andere Musik und eine hörbar voluminöse, ausdrucksstarke schwarze Stimme. Nachdem ich gerade schilderte, wie es der Antares superb gelingt, Emotionen zu transportieren, soll dieses Beispiel dazu dienen, etwas objektivere Kriterien zu bemühen. Zur tonalen Gesamteinordnung der Antares läßt sich sagen, daß sie in einem allerbesten Sinne ein neutrales Gerät ist. Selten hatte ich Gelegenheit ein Gerät zu hören, das sich so stark in den Dienst der Musik stellt und sich ihr unterordnet. Die Antares vermeidet es in schöner Weise, der Musik einen scheinbar eigenen Stempel aufzudrücken, der in der Mehrzahl aller Fälle als Entfernung vom Original gewertet werden muß. Die Antares überläßt die tonale Grundaussage des Kettenklanges anderen Komponenten, idealerweise Laufwerk und Tonarm. So werden feinste Schattierungen und Änderungen in der die Antares umgebenden Kette an den Hörer weitergeleitet. Selten zuvor hatte ein Austausch des Phonokabels so klar hörbare Änderungen in den musikalischen Mikrostrukturen zur Folge wie mit ihr. Um aber konkreter auf Fitzgerald einzugehen: Es läßt sich festhalten, daß sich bei der Stimme dieser Frau sehr schön bemerkbar macht, was sich anfangs nur schwer in Worte zum Kurzschlußbetrieb fassen ließ. Die Stimme klingt nicht nur gewohnt energiegeladen und gleichzeitig sanft, nein, vielmehr wird mit unerhörter innerer Feinnervigkeit das Vibrato der Stimme in kleinsten Details weit hinter der bloßen Fassade herausgearbeitet. Der stimmliche Ausdruck ist in gehörigem Maße gesteigert. Die Performance spielt sich weiter vorne auf einer imaginären Bühne ab, will sagen, der Hörer wird mehr in eine der ersten Reihen des Konzertsaales gesetzt. Die links/rechts-Ortung auf der Bühne ist dabei sehr gelungen und an der Antares liegt es sicher nicht, sollten die Lautsprecher im Klangbild hörbar bleiben. Sie ist in der Lage, den Ton von den Lautsprechern abzulösen und auch über deren Ränder hinaus den Raum zu öffnen. Regelmäßig haben Darstellungen, bei denen die Bühne auf den Innenraum zwischen den Lautsprechern reduziert wird, das große Problem, unglaubwürdig zu klingen. Sie miniaturisieren das Klangbild, was kaum realistisch wirken kann. Wie sich schon zuvor angedeutet hat, ist das Klangbild der Antares aufgeräumt und in sich logisch strukturiert. Trotz der Klarheit und Präsenz einzelner Instrumente versäumt es die Antares nicht, ihnen “inneren Zusammenhalt” zu geben, der erst ein in sich stimmiges klangliches Bühnenbild ermöglicht. So ist also das Piano klar von der Stimme getrennt; ebenso klar spielen beide aber gemeinsam das gleiche Stück in einer sinnvollen räumlichen Nähe zueinander. Ich nannte dieses Phänomen an anderer Stelle “hinreichende klangliche Unschärfe” innerhalb einer definierten Gesamtdarstellung, womit ich das Gegenteil der Überanalytik vieler CD-Player andeuten möchte, die eine Performance in eine Ansammlung unterschiedlicher Instrumente sezieren, ohne deren inneren Zusammenhang herauszuarbeiten. Im Konzert ist hörbar, wo etwa ein Instrument auf der Bühne steht; es ist aber nicht wie mit der Rasierklinge von seinen Nachbarinstrumenten getrennt - dennoch klingen viele analytische Geräte genau so. Last but not least deutet sich hier an, daß die CP-1i im Kurzschlußbetrieb in der Lage ist, glaubhafte Ein- und Ausschwingvorgänge zu präsentieren, d.h., auf der zeitlichen Ebene des inneren Timing realistisch agiert. Hierauf komme ich noch zurück.
Ein letztes Beispiel sei noch kurz angeführt: William Jackson “Inchcolm”, eine Linn-LP, auf der sich klassische schottische Instrumente finden. Das Repertoire ist nicht zwangsläufig schottische Folklore, auch wenn Anleihen unüberhörbar sind. William Jackson beschäftigte sich laut Covertext viel mit Musiktherapie. Die Musik ist daher - plakativ ausgedrückt - eine Mischung aus Meditation bis Easy Listening, Folklore und aktuellen Elementen. Neben einer großen Harfe tauchen Dudelsack sowie allerlei andere Pfeifinstrumente auf. Gleich das erste Stück enthält sowohl Harfe als auch Dudelsack. Stimmt die Tonalität der Kette nicht, kippt die Klangbalance, stimmt das Auflösungsvermögen nicht, lösen sich die Saiten nicht von der Harfe und sie klingt wie ein “Klumpen”. Die Antares geht an diese Aufnahme wiederum mit der gewohnten Neutralität und ihrer Mentalität als Diener der Botschaft heran. Erneut zeigt sich der Sinn für das Feine, so flirren die Saiten, lösen sich vom Rahmen und atmet das Instrument. Gleichwohl zeigen die Baßelemente, daß die Antares zu einem schnellen Antritt in der Lage ist und kraftvoll die Baßenergie an den Raum durchleiten kann. Erneut arbeitet die Antares kleinste Verästelungen und Schattierungen im Klangbild heraus und stellt sie als Information in diesem musikalischen, homogenen und sehr glaubhaften Klangrahmen dar. Klasse!

Große Besetzungen
Bisher zeigt sich die Antares also als Meister des feinen Details, der Musikalität und der unaufdringlichen Balance. Um sie exemplarisch mit dem Gegenteil hiervon, Grobdynamik en massé, zu konfrontieren, griff ich zu Rimsky-Korsakovs Russischem Osterfestival, (RCA SXL 2221, Ansermet, OSR); eine Komposition, die bisweilen arg an ihrem kolossalen Pathos und Bombast leidet. Gelegentlich läßt sich der Vorwurf hören, Rimsky-Korsakov sei ein wenig innovativer Komponist gewesen. Stattdessen habe er sich in der Literatur vorhandene Versatzstücke “geklaut” und diese lediglich - aber in durchaus geschickter Weise - neu zusammengefügt. Die Russischen Ostern legen hiervon beredtes Zeugnis ab. Es sei mir die Anmerkung gestattet, daß der genannte Vorwurf etwas arrogant ist, denn wer hat schon in seiner Diplomarbeit etwas anderes gemacht ...?
Die Antares stellt Rimsky-Korsakovs Werk mit gehörigem Druck in den Hörraum. Die großen Bässe der Tutti-Passagen erschallen wuchtig aus den Lautsprechern, werden aber erneut begleitet von feinen und klaren Details, wie beispielsweise Triangeln, die ihren zuvor geschilderten Charme nicht einbüßen und nicht aufdringlich werden. Dies ist umso erfreulicher und erstaunlicher, als die Antares die Urgewalt des Orchesters glaubhaft in den Hörraum stellt, ohne die Auflösung zu verlieren. Erneut gewinnt der Hörer den Eindruck, als könne er geradezu in die Tuba hineinkriechen und schauen, ob sie auch “vernünftig geölt” ist. Der imaginäre Aufnahmeraum ist klar gegliedert; die Sitzanordnung des Orchesters wird nachvollziehbar dargestellt, was auch ein Verdienst der räumlichen Auffächerung nach hinten ist. Sie klingt wieder sehr aufgeräumt, die Antares, allerdings immer mit der zuvor genannten hinreichenden - und notwendigen - Unschärfe, lies: der Fähigkeit zur Kohärenz. Erneut verblüfft mich, wie sauber die Antares es vermag, eine klangliche Balance zwischen hinreichender Analytik und faszinierender Musikalität zu halten. Geräten, die in die eine oder andere Richtung stärker ausschlagen, fehlt es entweder an emotionalem Tiefgang oder an Nachvollziehbarkeit der Präsentation. Die Antares liefert beides: Sie ermöglicht es, entspannt im Sofa zusammenzusinken, obwohl der Verstand nicht in eine rosarote Klangwolke eingehüllt ist.
Daß die obenstehenden Worte bei einer Autorenzeitschrift meine persönliche Meinung wiedergeben, sollte jedem Leser klar sein; das Gleiche gilt natürlich für das Fazit: Mittlerweile dürfte ja klar sein, daß ich eine Antares gekauft habe. Dies liegt an zweierlei Gründen: Erstens ist sie eine der drei besten Phonostufen, die ich je gehört habe, wie ja ausführlich dargestellt. Zweitens kostet sie viel weniger als andere Mitbewerber, die mir gefallen. Anders gesagt kenne ich kein Gerät - auch weit in den Preisklassen darüber -, das ich persönlich für einen Tausch mit der Antares in Erwägung ziehen würde. Und wenn Omtec erst das angekündigte Batterienetzteil auf den Markt gebracht hat, wird die Sache noch interessanter...

AS

Das Produkt: Omtec Antares CP-1i externer Phonovorverstärker mit ausgelagertem Netzteil,
Preis DM 2.600
Vertrieb: Omtec Hifi Components, An den Schulgärten 33, 35398 Gießen Tel.: 0641 - 202214, Fax 28906, Internet: http://www.omtec-audio.de

gehört mit:
Laufwerk und Tonarm: Jeweils Well Tempered Reference;
Digitale Quellen: Electrocompaniet EMC-1, Audionet Art, Meridian 588;
Phonoentzerrung: Omtec Antares CP-1i, Gryphon Orestres;
Vorverstärker: Octave HP 500 MKIII, Gryphon Elektra, Octave HP 200 mit Filter I;
Endverstärker: Plinius SA 250 MKIV, Octave RE 280 MKII mit Black Box, Albarry Music M408II;
Lautsprecher: CME M 50
Kleinsignalverbinder: Fadel Art Ref One und Ref One Phono, HMS Gran Finale, Straight Wire Crescendo, Wireworld Silver Eclipse II;
Lautsprecherkabel: XLO Reference II;
Netzaufbereitung: XLO 7-fach ProLeiste, Omtec Power Controller,
Netzkabel ESP “The Essence”, Plinius, audiocom, HMS Energia Netzfilterleiste;
Aufstellung: Copulare Sial Laufwerkstisch, Creaktiv Little Reference, Finite Elemente Pagode HD