Autorenvorstellung: Marco Kolks


Was ist eigentlich normal?

Darüber, daß ich hinsichtlich meiner Leidenschaft für Musik und meinem überzogenen Interesse an High-End-Gerätschaften einen "Pinn im Kopp" habe, brauchen wir nicht zu diskutieren. Diese Selbsterkenntnis habe ich schon vor langer Zeit gewonnen. Außerdem werde ich darin regelmäßig von meiner Frau bestätigt. Umso dankbarer bin ich, daß ich in ihr diesbezüglich eine Lebensgefährtin gefunden habe, die über echte Nehmerqualitäten verfügt. Andernfalls kann man es mit mir und meinem abgedrehten Hobby doch gar nicht aushalten. Wobei dieses Hobby - und da wähne ich mich nicht allein - vielmehr ein Synonym für eine von den Krankenkassen nicht anerkannte "Sucht" zu sein scheint. Wohl dem, der nach kaltem Entzug behaupten kann, er befinde sich in der postaudiophilen Phase.
Nachdem Mann sich vor dem Traualtar für ein Leben lang gebunden hat, wird sein highfideler Spieltrieb in aller Regel von seiner Besseren Hälfte jäh ausgebremst. Klein müssen die Lautsprecher sein, ins Regal müssen sie passen, die einzig akzeptable Alternative ist ein Plätzchen auf dem Boden hinter den Vorhängen. Kabel haben von Natur aus dünn zu sein, denn sie dürfen nur verborgen unter dem Teppich liegen. Gerätschaften verschwinden folglich gut abgeschottet im Wohnzimmerschrank, bis sie irgendwann der stetig steigenden Gläsersammlung der Herzallerliebsten weichen werden. So schauts zwar fein aus in der guten Stube, doch ist das - Hand aufs Herz - nichts anderes als das persönliche audiophile Waterloo, eine subtil mit weiblicher Nadelstichtaktik herbeiführte Niederlage, die im Schlußstadium bis zur Selbstverleugnung reicht. Die Einäugigen unter den Blinden sind dann diejenigen, die mit Sack und Pack in den niedrigen Keller ziehen dürfen und künftig sphärischen Klängen bei permanent anspringenden Ölbrennern und gluckernden Abwasserrohren lauschen.

Diesen - in vielen Ehen vorgezeichneten - Weg wäre auch ich mit großer Sicherheit gegangen, ja, wenn da nicht eine Eingebung gewesen wäre - kurz vor meiner Hochzeit. Der Count-Down lief bereits, wir wohnten allerdings noch getrennt und so rief ich auf dringendes Anraten eines guten Freundes den Händler meines Vertrauens an, der, meine Not erkennend, mir in Windeseile Lautsprecher in der Größe einer “Telefonzelle” besorgte. Gemeinsam mit meiner zur damaligen Zeit noch alles verzeihenden Frau zogen diese dann mit ein in unser neues Domizil. Ich hatte es geschafft. Und noch etwas war klar: Kleiner würden Wandler ohne Not nie wieder werden ...
Doch "back to the roots": Angefangen hat für den kleinen Marco alles im zarten Alter von sieben Jahren. Die von der Hausmusik begeisterte Mutter überraschte ihren Sprößling mit der Anmeldung zum Klavierunterricht. Statt Baumbuden zu bauen, dem täglichen Mutprobebestehen in der "Kleinen-Strolche"-Dorfgang oder dem geliebten Seifenkisten-Rennfahren, was hinsichtlich damaliger kindlicher Risikobereitschaft heute auch fester Bestandteil eines jeden Mananger-Survival- Trainings sein könnte, heißt es nun vermehrt Finger ausrenken beim Tonleiterstürmen, Etüden klimpern bis zum Abwinken und ewig das hohe Lied der Klassik singen (jubilieren?). Einen Haken hat die ganze Sache: Klassik interessiert weder den jungen noch den großen Marco. Schon bald nervt er deshalb seinen altehrwürdigen, vor allem in der Tradition Debussys, Schuberts und Bachs verwurzelten Pianochief mit neumodischem "Schlagerkrams", was zu Beginn noch dem Tatbestand der Blasphemie nahezukommen scheint. Die Hartnäckigkeit hat sich jedoch bezahlt gemacht. Irgendwann werden Mozart, Verdi und Konsorten in diesem besonderen Einzelfall vom Ausbildungsplan gestrichen und von Scott Joplin, Bob Dylan, den Beatles sowie den Blues Brothers abgelöst, was besonders zur Verwunderung der Erziehungsberechtigten zu einem dramatischen Anstieg der freiwillig geleisteten Übungszeiten führt. Und noch eine schicksalhafte Begegnung bleibt dem Filius nicht erspart. Der Vater stellt einen medizinischen Assistenten namens Wolfgang Bernd Thörner ein, der viele Jahre später das berufliche Metier wechselt und mit seinen WBT-Steckern High-End-Geschichte schreiben wird.
Ich habe oft seinen faszinierenden Geschichten über Altec-Lansing-Hörner, McIntosh-Verstärker und Direktschnittplatten gelauscht, was dazu führte, daß die gesamten gesparten 500 Penunsen beim örtlichen Borkener Fernsehdienst - so hieß der Laden, dessen Verkäufer ich mit meinem profunden Wissen auswendig gelernter Produktdaten in den nächsten Jahre noch häufig zur Verzweiflung treiben sollte - stante pede in einen Plattenspieler von Onkyo investiert wurden. Der Kauf hatte nur ein Manko: Zwar vom Vater begleitet und verhandlungstechnisch unterstützt, ist dem Junior als Branchenunbelecktem nicht aufgefallen, daß wir zum Abspielen ja noch Verstärker mit integrierter Phonostufe und adäquate Lautsprecher benötigten. Zuhause angekommen war die Enttäuschung des Nachwuchses groß. Mamas Küchenradio von Grundig mußte herhalten, was innerhalb kürzester Zeit zu massiven Protesten des häuslichen Generalstabs führte und meinen Vater wohl aus zutiefst nachvollziehbaren egoistischen Gründen veranlaßte, mir einen Receiver von Rotel und auf Anraten Thörners Monitore von Infinity mit dem legendären Emit-Bändchenhochtöner zu schenken. Schenken ist da vielleicht nicht der richtige Ausdruck, besser paßt "vorschießen". Ich erkläre mich nämlich damit einverstanden, aus erzieherischen Gründen einen Teil des Geldes in der Kistenfabrik mit dem Zusammenkloppen von Kabeltrommeln zu verdienen. Einerseits habe ich hier gelernt, wie schwierig es sein kann, seinen Lebensunterhalt mit harter körperlicher Anstrengung verdienen zu müssen und andererseits war ich dankbar, noch viele Jahre in den Schul- und später in den Semesterferien hier arbeiten zu können, um das schmale Salär eines Jugendlichen aufzubessern. Aus meiner Erinnerung könnte ich über diese Zeit noch heute Bücher schreiben, so prägend - in angenehmer und lehrreicher Hinsicht - ist sie gewesen.

Die fachkundige Anleitung von Wolfgang B. Thörner hat mir sicherlich geholfen, viele Anfangsfehler, die ansonsten teuer bezahlt werden müssen, zu vermeiden. Die Liebe zur Musik war ja sowieso schon entfacht, nun endlich aber auch die zur High-Fidelity. Zu diesem Zeitpunkt war es nicht abzusehen, was hier noch losgetreten wurde. In der pubertären Phase wechseln Leidenschaften nämlich häufiger. Ich konnte mich damals nahezu stündlich in ein neues Mädchen verlieben, was mich zeitlich enorm beanspruchte. Kenntnisse im Bereich der aktuellen Musik waren dabei äußerst hilfreich, weil damals gefragt. Ich weiß nicht, wie es heute ist - auf jeden Fall litt in diesen Jahren "hormonbedingt" das Klavierspielen. Gleichzeitig wuchs die Erkenntnis, daß andere dieses Instrument doch sehr viel besser beherrschten, als ich es jemals können würde. Insofern liegt die weitergehende intensive Beschäftigung mit der High Fidelity nahe, ohne daß ich jemals das Klavierspielen gänzlich an den sprichwörtlichen Nagel gehängt habe.
Nach einer Phase, in der die oben erwähnte Selbsterfahrung in allen Bereichen viel wichtiger ist als die Schule, schließt sich im allgemeinen nach dem Abitur ein Studium an. (Und weil bei der Bundeswehr zu dieser Zeit gerade kein Generalsposten für mich frei ist, erlassen mir die maßgeblichen militärischen Entscheidungsträger kurzerhand für dieses Leben den Dienst an der Waffe.) Die heimischen Gefilde heißt es nun hinter sich zu lassen, für die Eltern ein wohl sehr viel schwierigerer Schritt als für den nach ungezügelter Freiheit lechzenden Filius. Erste Zweifel ob der Richtigkeit dieser Entscheidung kommen mit dem Bezug der in jeglicher Hinsicht minimalistischen Studentenbude auf. Erst jetzt weiß ich das häusliche Umfeld wirklich zu schätzen, das mir die Eltern mit einem ausgebauten 60 qm großen Dachboden als eigenem Zimmer und Hörraum bieten. Außerdem hatte ich die Zeit zwischen Abitur und Studienantritt dazu genutzt, mehrere Monate in dem bereits genannten Hifi-Laden "Borkener Fernsehdienst" zu arbeiten. Das Geld wurde selbstredend nicht ausgezahlt, sondern lief auf einem Spezialkonto auf. Der Lohn der Mühen: Ein Thorens TD 126 MK III mit EMT-Tonarm und TSD 15-Tondose sowie eine Pfleid PP8. Die in der persönlichen Wertschätzung nun rapide gesunkenen und abzulösenden Altkomponenten kamen unter den Second-Hand-Hammer. Das wiederum reichte für eine gebrauchte Vor-/Endkombi von Meridian. Mein Gott Jungs, was war ich stolz. Was aber im eigenen Zimmer im Elternhaus noch hervorragend klang, stürzte auf den nun zur Verfügung stehenden und vom Vermieter zwangsweise mit ausrangierten Möbelmüll zugepackten 12 qm vollends ab. Ist ein solcher Zustand für einen angehenden Literaturwissenschaftler und Publizisten, der mit viel Hingabe auch das Fach der Musikwissenschaften belegt, überhaupt erträglich? Die Antwort liegt doch auf der Hand: Nein!
Eine neue Bude muß her. Größer und vor allem nicht hellhörig. Denn die Musik und das Hören derselben nehmen (auch studienbezogen) einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Die Arbeit als Journalist - parallel dem Studium - im Feuilleton namhafter Verlage schlägt aufgrund der vielen Konzertbesuche eine ideale Brücke zwischen universitärer Theorie und handfester Praxis und schafft gleichzeitig die nötigen finanziellen Grundlagen für die kontinuierliche Aufstockung des audiophilen Equipments. Als eines meiner Schlüsselerlebnisse betrachte ich die Begegnung mit - und dem daraus resultierenden Kauf - der Krell-Endstufe KSA 100. Seit diesem Moment schlägt bis heute mein Herz für derartige Boliden, die selbst bei stromsaugenden Boxenvampiren nicht mehr schwindelig werden. Die Zeit rennt weiter, der Studienabschluß ist irgendwann geschafft, der erste Job im Verlagswesen steht an. Alles, was an Geld übrig bleibt, fließt in die Anschaffung neuer Komponenten. Kein Weg ist zu weit, Produkte bei Händlern zu hören und auszuleihen. Mit Freunden wird diskutiert, die Ergebnisse einschlägiger Fachpresse müssen verinnerlicht und zu allem Überfluß immer noch Prospektdaten auswendig gelernt werden. Wir verbringen auf diese Weise Jahre miteinander. Ich möchte sie heute allerdings nicht mehr missen und schon gar nicht die daraus erwachsenen Freundschaften.
Und so geht die Suche nach dem audiophilen Nirvana weiter. Die Anlagen werden immer größer und besser. Je intensiver ich einsteige, desto bewußter wird mir aber auch, daß ich die klangliche Abstimmung nach meinem eigenen Gusto ausrichte. Wohl wissend, daß die Reproduktion niemals an das Original heranreichen und lediglich ein artifizieller Abklatsch sein wird. Trotzdem macht mir die Beschäftigung mit dieser Materie ungeheuer Spaß, läßt mich nicht mehr los. Ich liebe holographische Klangbilder (häufig stehen diese im krassen Gegensatz zu Liveaufführungen), Musik will ich spüren können, deshalb vielleicht auch mein Faible für Hornsysteme. Und natürlich klingt analog besser als digital. Doch versuche ich stets, in meinen Ketten beide Wiedergabesysteme klanglich einander anzunähern.
Die übrige Vita ist schnell erzählt. Sie führt über die Tätigkeit in einem internationalen Konzern hin zur Hochzeit mit der besten Ehefrau von allen und der Erkenntnis, daß künftig die Familie den wesentlichen Stellenwert im Leben einnimmt. Wäre da nicht eine weitere schicksalhafte Begegnung gewesen: die mit Winfried Dunkel. Er nimmt mich unter seine Fittiche, schlägt mich Klaus Renner von "DAS OHR" als möglichen neuen Mitarbeiter vor, und dieser läßt mich schreiben. Aus der Veröffentlichung wird leider nichts mehr, der frühe Tod Renners bedeutet gleichzeitig das Ende des kleinen audiophilen Magazins und der ersten eigenen publizistisch-highfidelen Gehversuche. Doch der freundschaftliche Kontakt zu WD hält - mittlerweile schon sehr lange. Ich lerne viel von dem "alten Hasen" der Studioszene. Obwohl ich oftmals einen anderen Weg gehe, hat es zwischen uns nie einen Glaubenskrieg gegeben, wie er übrigens auch in der Redaktion des Hörerlebnis fremd ist. Diese grundsätzlich gegenüber allen Weltanschauungen offene Haltung verhilft mir rückblickend zu einem doch ansehnlichen Erfahrungsschatz.
So greifen schnell die Erkenntnisse, daß zentimeterweises Rücken von Lautsprechern sehr wohl Einfluß auf die Wiedergabe haben kann, daß Basen - im speziellen die von Acapella - mich viel näher an mein gewünschtes Ziel bringen, als der übereilte Austausch irgendeiner Komponente, daß die Reinigung von Steckkontakten Wunder bewirkt oder daß in ihrer physikalisch-meßtechnischen Wirkung schwer nachzuweisende Produkte wie Shaktis, Shun Mooks oder die Zauberplättchen von Harmonix sich klanglich eben doch gravierend bemerkbar machen und heute einen nicht mehr wegzudenkenden, festen Platz in meinem Equipment haben. Von mir aus kann man mich jetzt der Voodoolehre als hörig bezichtigen. Ich nehme all diese Unterschiede und die damit verbundenen Verbesserungen wahr. Außerdem bin ich der festen Ansicht, daß jeder Audiophile seinen eigenen Weg gehen und sich auf sein eigenes Urteil verlassen muß. Mich verwundert das häufig festgestellte, fehlende Selbstbewußtsein von High-Endern, wenn es darum geht, eine definitive Kaufentscheidung zu treffen. Hier geht es doch im wesentlichen darum, ob die favorisierten Geräte Emotionen auslösen können. Wenn ja, ist es für den Betreffenden mit großer Sicherheit das richtige Produkt. Ich rate deshalb jedem nachdrücklich davon ab, sich ausschließlich auf die Empfehlungen von Fachjournalisten zu verlassen. Deren Votum darf für Sie lediglich gewecktes Interesses sein.

Nach dem Ausbau des Dachbodens gibt’s genug Platz für eine zweite Kette mit Triodenverstärker und Rundumstrahlern zur Verfügung. (s. Bild 2) Analoges Hören genießt nach wie vor erste Priorität. Wer sich allerdings intensiv mit digitalem Equipment beschäftigt, kann auch auf diesem Wege hervorragende klangliche Ergebnisse erzielen. Und nochmals für alle selbsternannten Inquisitoren: die sorgfältige Reinigung der Kontakte bringt’s.
Gleichzeitig möchte ich für die Fachjournalisten anderer Publikationen auch eine Lanze brechen. Jede der am Markt erhältlichen Hifizeitschriften ist ein professionell gemachtes Produkte das auf eine bestimmte Leserklientel abzielt. Anders als beim Hörerlebnis arbeiten die dort Beschäftigten unter Rahmenbedingungen, die ein Verlag vorgibt. Gehälter müssen verdient, laufende Kosten wie Miete gezahlt, gewisse Umsatzerwartungen der Herausgeber erfüllt werden. Ich sehe darin nichts Verwerfliches und bin auch davon überzeugt, daß die Redakteure ihre Aufgaben im Sinne der gesteckten Ziele redlich erfüllen. Welcher Zielgruppe sich der einzelne Leser zugehörig fühlt, entscheidet er letztlich über den Kauf, was dann nicht heißen darf, die übrigen Magazine seien - insgesamt gesehen - weniger gehaltvoll oder professionell produziert. Vielmehr entsprechen sie in ihrer Konstellation nicht mehr vollständig der Erwartung des einzelnen Kunden. Doch das nur am Rande; vor allem auch gedacht als Denkanstoß für die kleine Handvoll von intoleranten Meinungsmachern im Internet, die es im Laufe der Zeit durch fehlende Diskussionskultur tatsächlich geschafft haben, daß sich viele kompetente High-End-Interessierte aus den Foren zurückgezogen haben. Ich habe selbige anfänglich auch als willkommene Bereicherung gesehen und bedauere die gegenwärtige Entwicklung, weil ich glaube, daß hier tolle Chancen eines Erfahrungsaustausches (nicht der Indoktrination) leichtfertig vergeben werden. Diese Randbemerkungen waren mir wichtig.
Ich habe übrigens zwei Hörräume, ebenfalls eine Folge meiner highfidelen Leidenschaft. In beiden sind völlig unterschiedliche Anlagen aufgebaut. Das ermöglicht mir, je nach persönlicher Stimmung mit klanglich zwar differierenden, nichtsdestotrotz aber meinen Geschmack treffenden Systemen hören zu können. Ich weiß um diesen Luxus, halte ihn aber auch im Sinne der Arbeit für das Hörerlebnis für notwenig, weil er mir ohne großen Aufwand zahlreiche Quervergleiche ermöglicht, die für eine nachvollziehbare Urteilsfindung bedeutend sind.
Damit kommen wir schon zum Geschmack. Auch mein Equipment ist ausschließlich nach meinen persönlichen Kriterien zusammengestellt. Es muß in erster Linie nur mir gefallen, denn zu weit über 99 Prozent höre ich allein und darüber hinaus noch in idealen Sitzpositionen. Deshalb erhalte ich von ehrlichen highfidelen Freunden auch nicht immer ungeteilte Zustimmung. Doch das ist für mich völlig normal. Geschmäcker sind halt unterschiedlich. Ganz besonders dann, wenn es um diesen emotional geprägten Bereich geht. Da muß jeder auf die eigene innere Stimme hören und sich auf die eigene Erfahrung verlassen, was man ja in vielen anderen Lebenssituationen ja auch tut. Oder würden Sie sich von mir als Publizisten über meine Veröffentlichungen in einem Magazin eine Frau aussuchen lassen? Wohl nicht. Bei Hifi-Anlagen könnte das allerdings möglich sein?!
Wie die allermeisten der audiophil Infizierten kämpfe auch ich stets mit den unzähligen alltäglichen Problemen. Da gibt es den Job, die mit Recht Aufmerksamkeit fordernde Familie und Freunde, mit denen man auch gemeinsame Zeit verbringen will. Viele von ihnen haben überhaupt kein Verständnis dafür, was ich in unseren vier Wänden so exzessiv betreibe. Und das sagen mir dann meine Bekannten, für die es völlig normal ist, daß irgend so ein Köter (für diese Freunde ein Unwort!) aus einem besonderen Wurf schon mal einige Tausende kosten darf, daß das allein Seligmachende irgendeine Münze aus grauer Vorzeit sei, Uhren auf Swatch-Niveau Unterarme verunstalten, Brieftauben ohne bestimmte Leistungsmerkmale nicht in die Luft gehören und so weiter. Stellt sich nun die Frage: Was ist normal? Ich weiß es nicht. Für mich ist nur normal, daß ich hifiverrückt bin und keine goldenen Ohren habe!