HÖRERLEBNIS 42


Linn-Classik mit Box "Kan" und Stands

Endlich: Die eierlegende Wollmilchsau

von Alexander Aschenbrunnner

Schon lange bin ich um die kleinste Linn-Anlage gedanklich "herumgeschlichen". Lust habe ich auf sie ich immer gehabt, aber irgendwie bin ich nie mit ihr zusammengekommen. Nun habe ich Nägel mit Köpfen gemacht. Ich finde die Idee der kleinen, kompakten CD-Receiver-Kombination ziemlich interessant. Und so nimmt alles seinen Lauf...
Linn versteht es nämlich sehr gut, den Classik zu vermarkten. Er ist als Haupt- oder Zweitanlage geeignet und zudem in fünf verschiedenen Farben erhältlich. Meine Entscheidung fällt auf "Pacific Blue". Das hat bei den weiblichen Angehörigen meines Haushalts sofort eine rege Neugierde geweckt. Aufgrund seiner Idealmaße von 32 cm Breite, 32,5 cm Tiefe und 8 cm Höhe ruft er augenblicklich den weiblichen Beschützerinstinkt ("ist der süß") auf den Plan, verbunden mit einem (für meinen Geldbeutel gefährlichen) Habenwollenfaktor. Ich reagiere mittlerweile deshalb sehr sensibel, wenn ich eben solche Worte wie "ist der süß", oder "der sieht aber schick aus" und "was kostet der denn" höre.
Das Gerät ist trotz seiner kompakten Abmessungen übersichtlich gestaltet. Vor allem dank des klaren Designs fällt die Orientierung leicht. Bedienungs-Manuals (in diesem Fall 73 Seiten) finde ich grundsätzlich überflüssig, besonders dann, wenn es sofort mit der Musik losgehen soll. Die Lautsprecherfrage ist durch die kleine 2-Wege-Box Kan aus selbem Hause mehr als zufriedenstellend geklärt, die Ständer kommen ebenfalls von Linn und tragen den phantasievollen Namen "Stands". Zweimal 2,5 Meter Lautsprecherkabel inklusive der Speakon-Stecker (selbige benötigt der Classik) runden das gut geschnürte Paket ab. Die Stands sind schnell zusammengebaut. Die Spikes sind nach oben gerichtet und ihr durchgehendes Gewinde, mit dem die Topplatte gleichzeitig auf beiden Streben befestigt wird, muß man nur noch festziehen. Fertig. Die Boxen stehen auf den (stumpfen) Spitzen - jawohl, so kann Entkopplung von Wandlern auch funktionieren. Die Arretierung der Boden-Spikes erfolgt durch Kunststoffstöpsel, die jeweils an den Ecken in die offenen Vierkantrohre gesteckt werden. Der Kunststoff klemmt sich von innen an sie heran - eine ebenso "schottische" wie pfiffige Lösung. Die Lautsprecherkabel sind flink angeschlossen. Serienmäßig liegt eine 4-Euro-der-Meter-Strippe namens K10 bei. Diese würde ich aber durch die qualitativ bessere K20 aus selben Hause ersetzen. Der Meter kostet dann rund 8 Euro. Noch das Netzkabel einstecken, und es kann endlich losgehen. Beim Tuner kann man unter 80 programmierten Sendern auswählen (sehr frauenfreundlich!). Diverse beiliegende Antennenkabel garantieren einen prima Empfang, selbstredend steht aber auch der herkömmliche 75 Ohm-Antennenanschluß zur Verfügung. Bleiben wir bei den technischen Daten. Die Hauptmerkmale:
- CD-Laufwerk
- AM/FM-Tuner
- Vorverstärker extra nutzbar
- Endstufe mit 2 x 75 Watt Leistung an 4 Ohm
- Bis zu 4 Lautsprecher anschließbar
- Standby-Schaltung
- Zeitanzeige, Weck- und Timerfunktion
- Individuelle Regelung von Baß, Höhen, und Balance
- Kopfhöreranschluß an der Frontseite (sehr praktisch)
- Tape Monitor
- Netzausgang für Betrieb eines anderen Gerätes ( z.B. der Leselampe)
- Weitere (bis zu 4) Classiks sind anschließbar - Mehrraumsystem
- Kombinationsmöglichkeit mit dem Linn Knekt-Multiroom-System, der Classik wird hierbei zum Kommandanten
- Anschluß an einen AV-Prozessor
- Optisch-digitaler Ausgang für CD
Wenn ich in dieser Aufzählung etwas vergessen haben sollte, dann wundert mich das nicht. Der "Kleine" ist nämlich ein wahres Anschlußwunder. Alles ist, wen erstaunt es, fernbedienbar. Keine Angst, ich werde jetzt nicht die sehr umfangreiche Tastenbelegung der zugegeben sehr hübsch und farblich unterschiedlich gekennzeichneten ein-aus-bis-uhrzeiteinstellmöglichkeit-Fernbedienung aufzeigen. Es ist alles dran und drauf, was es zum Zappen braucht.
Netzkabelspiele liebt das Linn-"Baby" ebenfalls. Sehr positiv reagiert der Classic auf die HMS-Strippe. Schlagartig wird der Baß kontrollierter und die Räumlichkeit nimmt zu. Es ist doch immer weider schon, noch etwas aus Geräten "herauszukitzeln". Aufstellungsbedingt sind die Boxen im Nahfeld zuhause. Ob ihrer übersichtlichen Größe passen sie überall hin. Etwas Platz nach hinten (40 cm reichen) benötigen die Wandler mit der Baßreflex-Arbeitsweise schon rein aus Prinzip. Mit einem erstaunlich baßpotenten Klang wird zudem verwöhnt, wer sich die Mühe macht, die Aufstellung zentimeterweise zu optimieren. Auf den Hörplatz angewinkelt gefällt’s mir am besten. Der Aufwand lohnt sich wirklich. Die Frontbespannung ist übrigens leicht abnehmbar. Aus rein klanglicher Sicht hat sie da auch nichts zu suchen. Denn “oben ohne” bringt bei der Kan nochmals ein Quentchen an Auflösung. Diese kleinen Lautsprecher bieten in jeder Hinsicht erstaunlich viel Potential, sofern man bereit ist, sich intensiv mit ihnen zu beschäftigen. Die Kombination mit dem Classik ist für mich ein ebenso klanglicher wie optischer Glücksgriff.
Zumeist habe ich CDs gehört. Beim Signal "Öffnen" springt einen die CD-Lade direkt an, so als ob sie sagen wolle: "Gib's mir!" Wenn sie dabei etwas weniger "rumpeln” würde, wäre mir das zugegebenermaßen lieber. Ja, ich weiß, was will ich denn noch alles zu diesem Preis? Um auszuloten, welcher Qualitätskategorie der Laser, respektive die gesamte CD-Einheit zuzuordnen ist, verwende ich sehr gerne eine 24K-CD von Luqman Hamza "with his voice", eine DSD Mastered Audiophile Disc - Hauptsache es klingt gut. Passend zur Gehäusefarbe zeigt sich Track eins: "born to be blue", ein swingendes Musikstück mit viel Klavier, Tenorsaxophon einem groovenden Tiefton und einem ganz leicht gestrichenen Schlagzeug. Das Klavier ist das bestimmende Grundinstrument auf dieser CD. Dann folgt ohne Unterbrechung automatisch Track zwei - "feeling good". Respekt, daß war schon keine leichte Kost, die ich der Kombi zugemutet habe. Natürlich wird mit ihr auch andere Musik gehört, aber warum sollte ich an dieser Stelle hinlänglich Titel aufzählen? Selbst die zufällig anwesende Tochter meines Schwagers ist ganz fix bei der Auswahl diverser "zu spielender"(!) Scheiben. Das “kleine” Komplettgerät erreicht eine erstaunlich hohe musikalische Wiedergabequalität. Während ich üblicherweise die Schalter mit der Funktion zur Einstellung von Höhen und Bässen nicht so mag, kann hierdurch der Klang noch zusätzlich feinabgestimmt werden. Also nutze ich diese Option nur allzu gerne. Die Abbildung der Bühne als auch die der Tiefe des Raumes, beides beherrscht der Classik richtig gut. Augen zu - und hören. Und nun für die, die es unbedingt wollen, die nuvermeidliche Malt-Empfehlung: Bowmore - surf whisky - from the islands. Er hat zwar jede Menge Torf intus, verfügt aber trotzdem über einen "kleinen süßen" Nachgeschmack. So paßt dieser Malt denn auch ganz ausgezeichnet zu dem "süßen Kleinen".
Fazit: Der kleine Linn macht Sinn. Je nach Ausführung paßt er in jedes wohnliche Ambiente. Wenn Sie sich bei der Wahl der Farbe quälen zwischen pacific blue, arctic white, black, silver oder atlantic green, die Entscheidung so richtig schwer fällt, lassen Sie doch einfach Ihre Frau(en), bessere Hälfte, derzeitige Lebensabschnittsgefährtin (oder welche Bezeichnung Sie auch immer bevorzugen) entscheiden. Ich habe selten ein Gerät erlebt, bei dem der "Frauen-Akzeptanz-Faktor" so hoch war, wie beim Linn Classik und das Generationen übergreifend. Also Achtung: Die Jugendzimmer- als auch Wohnzimmertauglichkeit ist dem Classik gleichermaßen in die Wiege gelegt worden. Der "Kleine" swingt so herrlich locker und frei, selbst wenn zu späterer Stunde um des lieben Frieden willens mit den Nachbarn die Lautstärke “erdrosselt” wird. Die ganze Zeit denke ich: Es macht einfach Spaß mit ihm zu hören und ihn dabei anzusehen. Für die Surround-Junkies gibt es im selben optischen Gewand sogar noch eine entsprechende Ausführung, allerdings zum doppelten Preis. Auch diese Version kann meine geliebte "alte" 2-Kanal-Stereophonie richtig gut wiedergeben.
Der smarte kleine Linn hat seinen ganz eigenen Charme. Ich komme nicht umhin festzustellen: der Classik ist für mich eine Art "eierlegende Wollmilchsau". Hier stimmt einfach alles: Preis, Ausstattung, Klangqualität und Design. Nicht mal bei der Gehäusefarbe ist der Kunde eingeschränkt. Als Zweitanlage und selbst als Einzellösung könnte ich damit gut leben. Was selbstredend auch für die Kan gilt. So ein Statement von jemandem mit meinem "verwöhnten Ohr"? Ja!

AA

Das Produkt: CD-Receiver Classik
Abmessungen (B x H x T): 32cm x 32,5cm x 8 cm
Preis: ab 1700 Euro
Boxenpaar Kan: ab 600 Euro
Ständerpaar "Stands" für die Kan: 250 Euro
Informationen bei: LINN Deutschland GmbH
Albert-Einstein-Ring 19
22761 Hamburg
Fon: 040-890 660-0
Fax: 040-890 660-29
Email: info@linn-deutschland.com

gehört mit:
Analoges Laufwerk: TR (Mitchell) Rotary - Subchasislaufwerk mit Filternetzteil und Keramikkugel und High-Tech-Öl
Arm: SME 3009 System: Ortofon Style / Ortofon Kontrapunkt a
Phonoverstärker: Black Cube von Lehmann
Phonokabel: HMS Gran Finale Phono Verb.
Pre/Pre: HMS Gran Finale Interconnect
CD-Spieler: TEAC VRDS 25x
Vorverstärker: Tube One von MFE
Endstufe: Audiomat Duo (Röhre mit alten General Electrics 6550 und extrem genau selektierten Phasensplitterröhren)
Lautsprecher: Avantgarde Acoustic DUO
Lautsprecherkabel: HMS Gran Finale 2x3 Meter Single Wiring
NF-Kabel: ausschließlich HMS GRAN FINALE interconnect und TOP Match Line
Netzverbindung: MFE und XLO-10ER, Steckerleiste Eigenbau (parallelgeschaltete und mit Ferrit ummantelte massive Kupferleitungen) Doppel-Schuko-Steckdose von HMS, geschirmte Netzzuleitung, Schmelzsicherung 20A
Zubehör: Rack und HiFi-Basen "SOLIDA" von Feines HiFi & S.O. Geräteuntersetzer von Future Sound, verschiedene Kegel und Aluzylinder in unterschiedlichen Höhen und Durchmessern von Feines HiFi & S.O.
gehört in:
Raum rechteckig 9,99m x 3,99m (netto 36 qm) Wände massiv Ytong, geputzt, eine Seite mit Fenstern und Tür, die andere mit mittiger Tür. Decke: Beton mit Rauhfaserspritzfarbe. An der Rückwand Regale mit LPs, Schrank mit Büchern. Die Wand hinter den Lautsprechern ist mit schallschluckenden Bildern (eine Eigenkonstruktion) behängt. Boden: Teppich, an den Fenstern Gardinenschals. Mittig im Raum stehendes Sofa. Akustik - gedämpft.