HÖRERLEBNIS 45


Plattenwaschmaschine: Matrix von Clearaudio

Meister Propper

von Marco Kolks

Peter Suchy liebt Perfektion. Gutes ist ihm nicht gut genug. Mit Leidenschaft und Akribie kitzelt er folglich bei eigenen Produkten bislang noch nicht erschlossenes Potential heraus. So war es für mich nur eine Frage der Zeit, bis sich der Analogspezialist aus Erlangen der Konstruktion einer Plattenwaschmaschine widmen würde.
"Matrix" heißt die Schöpfung. Sie ist schön, unglaublich schön - sofern man das von Plattenwaschmaschinen überhaupt sagen kann. Auch scheint mit ihr die Zeit der lieblos zusammen gezimmerten Sperrholzkisten vorbei zu sein. Der Korpus der Matrix besteht aus unempfindlichem schwarzen Kunststoff, die seitlichen Träger aus poliertem Edelstahl. Mittig auf der Oberfläche thront ein Teller aus Aluminium, darauf liegt eine antistatische Matte. Da wackelt nichts, wenn man den Teller anfaßt, was seinen guten Grund hat in einer langen Achse, die wiederum von zwei SKF-Kugellagern geführt wird.
Da Peter Suchy das Beste sucht, wählt er einen starken Motor für den Antrieb des Tellers aus dem Zubehörprogramm von Daimler-Chrysler. Pumpe und Behälter für die Flüssigkeit liefert der automobile Mitbewerber BMW. Also: keine No-Name-Produkte, sondern hochwertige Materialien, die auch in Jahrzehnten noch verfügbar sind. Zwei drehbare Arme ergänzen das Bild. Der linke dient zum Absaugen der Reinigungsflüssigkeit, der rechte zum Auftragen derselben. Beide Arme können über Rändelschrauben fixiert werden. Vorne rechts sind auf der Gehäuseoberfläche drei Schalter untergebracht. Mit dem ersten wird die Laufrichtung (vor oder zurück) eingestellt. Auf Tastendruck gibt der mittlere Schalter aus mehreren kleinen Düsen die Reinigungsflüssigkeit frei. Der obere schließlich dient dazu, zwischen zwei Saugstärken zu wählen. Damit hier keine Flüssigkeit ins Innere der Maschine dringen kann, sind die Schalter jeweils eingefaßt in durchsichtige weiche Plastikabdeckungen.
Die Handhabung der Matrix ist einfach. So schlicht wie das ganze Konstruktionskonzept. In der Reduktion auf das Wesentliche liegt oft das Geheimnis des Erfolgs. So auch hier: Das Richtige in der richtigen Qualität am richtigen Platz. Diesen Eindruck hatte ich schon gewonnen, als ich die Matrix aufstellte und nach intensivem Gebrauch hat er sich noch verstärkt.
Platte auflegen und über einen Puck auf dem Teller fixieren. Der Reinigungsarm wird über nun die Platte geschwenkt, ebenfalls fixiert und die Reinigungsflüssigkeit aufgetragen. Der Motor dreht sich wie gewünscht selbst unter höherem Druck in beiden Laufrichtungen stets gleichmäßig. Den Reinigungsarm dreht man anschließend wieder zur Seite und positioniert den Arm fürs Absaugen über der Platte. Die erste und damit schwächere Saugstufe ist in aller Regel schon ausreichend. Im Schnitt benötigt eine gründliche Wäsche mit der Matrix kaum mehr als zweieinhalb Minuten. Bei extremen Verschmutzungen und erhöhtem Reinigungsbedarf verlängert sich diese allerdings entsprechend.
Die Dosierung der Reinigungsflüssigkeit funktioniert einwandfrei. Nicht einmal bin ich Gefahr gelaufen, die Platte "unter Wasser" zu setzten, sprich das Label zu benetzen oder die Schallplatte von unten "einzusauen". Die Reinigungsergebnisse sind übrigens in allen Bereichen der Platte gleich gut.
Kritischer Punkt einer jeden Plattenwaschmaschine sind die Absauggeräusche, die denen eines herkömmlichen Staubsaugers kaum nachstehen. Wirklich leise ist auch die Matrix nicht. Dennoch empfinde ich sie nicht so penetrant laut wie viele Modelle von Mitbewerbern. Allerdings ist jetzt auch eine schallgedämmte Flüsterversion der Matrix für einen Aufpreis von 190 Euro erhältlich. Damit bekommen der Flüsterbär von Blue Danube und die exorbitant teuren Pendants von Keith Monk und Loricraft starke Konkurrenz.
Clearaudio liefert gleich eine hauseigene Reinigungsflüssigkeit mit. Im Vergleich zu herkömmlichen Tinkturen oder selbstgemischten Wässerchen klingen mit Clearaudios Reinigungsflüssigkeit behandelte Schallplatten besser. Besonders weibliche Stimmen sind geschmeidiger, ebenso ein gestrichenes Cello. Die chemische Analyse weist geringe Anteile an Glyzerin der Clearaudio-Flüssigkeit aus. Das könnte vielleicht der Grund für die bessere Wiedergabe sein. Unsere Vermutung ist allerdings nicht als Freibrief für willkürliches Zuschütten von Glyzerin zu verstehen. Denn das Mischungsverhältnis muß stimmen.
Fazit: Seit "Matrix" interessieren mich selbst meine ehemaligen Gelüste nach Keith Monk-Produkten nicht mehr. Die Matrix ist in ihrer Gesamtheit ein herausragendes Produkt. Das betrifft nicht nur die erstklassige Verarbeitung. Der Reinigungsprozeß, daß eigentlich wichtige an einer Waschmaschine, geht schnell und ist äußerst gründlich. Die einfache und praxisgerechte Handhabung sowie die elegante Optik runden das positive Gesamtbild ab. So wie die Matrix stelle ich mir den Meister Propper unter den Plattenreinigungsgeräten vor. Wer sie besitzt, macht sich um diesem Thema keine Gedanken mehr.

MK

Das Produkt:
Plattenwaschmaschine Matrix
Maße (B/H/T): 47/22/37 cm
Preis: 1.900 Euro
Optinonal: Haube (durchsichtig):
Preis: 200 Euro
Hersteller:
Clearaudio electronic GmbH,
Spardorfer Straße 150
91054 Erlangen
Tel: 09131-59595
Fax: 09131-51683
Email: info@clearaudio.de
Internet: www.clearaudio.de