Tonabnehmer: Volpe von Walter Fuchs Ausgefuchst

von Marco Kolks

"Volpe" heißt auf deutsch "Fuchs". Naheliegend also, daß Walter Fuchs, viele verbinden seinen Namen mit SAC, diese italienische Vokabel für den Produktnamen seines MC-Systems wählte. Die Basis bildet das altbekannte Denon DL 103. Daraus macht Walter Fuchs erst gar keinen Hehl. Gehäuse und Generator seien nämlich gut. Dann allerdings setzt heftiges Umkrempeln ein. Der Nadelträger aus Aluminium weicht einem aus Bor. Die Nadel selbst wird ausgetauscht gegen einen Scharfschliff vom niederländischen Hersteller van den Hul. Danach geht's ab in den "Schockfroster" bis runter auf minus 190 Grad. Der Tiefkühlvorgang mit flüssigem Stickstoff dauert rund sieben Stunden, meint Walter Fuchs. Dann wird diese Temperatur weitere 14 Stunden gehalten und schließlich benötigt das Auftauen nochmals sieben Stunden. Diese Technik ist so ungewöhnlich nicht. Greift doch beispielsweise der Mitbewerber ZYX auch darauf zurück. Ebenso wird sie in den Hightechabteilungen des professionellen Motorsports angewandt. Die Grundstruktur der verwandten Materialien, durch Bearbeitung im Vorfeld verändert, solle so in einem optimalen dem ursprünglichen Zustand ähnlichen zurückversetzt werden. Derart präpariert, hat das Volpe nicht mehr viel gemein mit dem Urvater DL 103. Die optimale Auflagekraft liegt zwischen 2 und 2,5 Pond. Ich bewege mich allerdings eher am oberen Wert. Darüberhinaus sollte die Anschlußkapazität der Phonostufe nicht zu niederohmig ausfallen. Mindestens 500 Ohm empfiehlt Walter Fuchs, nach oben seien auch noch bis zu 1.000 Ohm möglich. Beim Einbau des Tonabnehmers sollte man die beiliegenden Originalschrauben verwenden. Das hat weniger mit Klang zu tun. Es sind vielmehr praktische Gründe, denn nicht jede Schraubenmutter eignet sich aufgrund ihrer Form für einen einfachen Einbau. Problemlos läuft das Volpe übrigens sowohl in 9- oder 12-Zoll-Armen.

Kommentar
Das Volpe benötigt eine sorgfältige Justage. Hat man diese im Griff, wird man mit einem Klangbild entschädigt, das den Zuhörer für das Volpe einnimmt. Nicht nur in puncto Dynamik ist es der Urversion von Denon haushoch überlegen. Der praktische Nutzen zeigt sich sofort, wenn eine Orchesterplatte aufgelegt wird. Es geht immer noch ein wenig mehr: beispielsweise hinsichtlich der Lautstärke, aber ohne daß Einschränkungen spürbar würden. Auch bleibt das Klangbild stets geschlossen und dabei durchsichtig. Wer das Denon DL 103 kennt, trifft jetzt auf eine Variante, deren Abbildung merklich entschlackter und straffer ist. Wo vorher die Höhen gerundet schienen, kommen sie nun präzise und klar. Allerdings gibt es weitaus mehr als ausschließlich Dynamik. Wichtiger ist für mich die tonale Balance der Musik - und die stimmt beim Volpe. Das System spielt ausgewogen und detailgetreu. Der Tieftonbereich ist satt und wuchtig, man kann ihn auch als solide und schön durchgezeichnet bezeichnen. Tiefste Orgeltöne sind auch dann noch klar zu vernehmen, wenn sie leise einem Chor unterlegt sind. Der Grundtonbereich, der sich nahtlos anschließt, überzeugt gleichermaßen mit warmer Fülle und Durchhörbarkeit. Mittel- und Hochtonbereich sind sehr homogen. Die Abbildung von Stimmen ist geschmeidig und trotzdem federnd. Das Ur-Denon DL 103 würde ich hinsichtlich seines Klangcharakters als abgedunkelt werten, das Gegenteil trifft auf das Volpe zu. Dies darf allerdings nicht zu dem Fehlschluß verleiten, Streicher klängen vielleicht scharf. Nichts dergleichen! Mir persönlich gefällt besonders der Hauch Wärme, mit dem das Volpe die Wiedergabe einkleidet. Verfechter der totalen Genauigkeit mögen das als romantische Weichheit kritisieren. Mir liegt die Abstimmung des Volpe auf jeden Fall deutlich mehr. Es gibt übrigens Tonabnehmer, die erst ab einer Grundlautstärke zum Leben erwachen. Dieser Klientel gehört das Volpe nicht an. Es kann auch sehr leise gespielt werden und gibt trotzdem feine dynamische Schattierungen gut wieder. Das Volpe bildet das Klanggeschehen in einem breiten und tiefen Feld ab. Die Staffelung in der Breite ist makellos, in der Tiefe könnte ich mir noch ein wenig mehr vorstellen. Allerdings sind die Systeme, die das leisten, häufig sehr viel teurer als das Volpe. Innerhalb der Abbildungsfläche ist die Lokalisation gut und selbst bei starken Dynamiksprüngen treten keine Verwischungen auf. Fazit: Wer eine frische, klangfarbenvolle, homogene und vor allem dynamische Wiedergabe schätzt, kommt - im Verhältnis zur gebotenen Qualität - sehr günstig an einen überaus respektablen Tonabnehmer. Ich möchte sogar behaupten, daß das Volpe weit über seine Preisklasse hinaus spielt und locker in der 1000-Euro-Liga mithalten kann. Insofern ist Walter Fuchs ein glücklicher Wurf gelungen. MK

Das Produkt:
Tonabnehmer Volpe
Preis: 550 Euro
Vertrieb:
Walter Fuchs
Eine Leine 43
44803 Bochum