Autorenportrait: Andreas Limbach
Innere Zufriedenheit
Vor nunmehr 33 Jahren erblickte ich das Licht der Welt in der "Weltstadt" Köln, der man nachsagt, daß der Frohsinn, insbesondere in der 5. Jahreszeit, dort residiert. Auch sei der Rheinländer an sich sehr kontaktfreudig, heißt es. Dies kann ich nur bestätigen und möchte mich dabei nicht ausklammern.
Im Gegensatz zu etlichen technikinteressierten Musikfreunden habe ich (leider) als kleiner Junge nicht an Röhren und ähnlichen Dingen "rumgebastelt", sondern eine HiFi-freie Kindheit verbracht.
Erst im zarten Alter von 14 bis 15 Jahren kam ich zu meiner "Kompaktanlage", mit der ich dann das "schwarze Gold" - Modern Talking und Neue Deutsche Welle - gehört habe. Mein Vater wollte mich zwar an klassische Darbietungen heranführen, aber dem jung-dynamischen Herrn Limbach war dies zu altbacken, zu kontraproduktiv, da nicht "abhottbar". Aber es kommt immer anders als man glaubt. Da ich der Konfessionsgemeinschaft der Protestanten angehöre, stand die Konfirmation an. Verwandte und Freunde ermöglichten es mir mit ihren Geldgaben, daß ich dann 1986 in den Genuß(?) der CD-Wiedergabe kam. Mit dem Geldsegen in der Tasche machte ich mich auf zum nächsten Elektrogroßmarkt (Geiz ist nicht immer geil ...) und fragte dann nach den Geräten in meiner finanziellen Reichweite. Vorher wurde natürlich die damalige Fachpresse rekrutiert und es wurden nur Geräte mit "25 Ohren" oder der "Absoluten High-End-Klasse" ausgesucht. Der Kommentar des Verkäufers war dann auch: "Die klingen sowieso alle gleich, schauen Sie doch auf's Design, da kann man noch was hermachen". Wenn ich mich heute an diesen fatalen Satz erinnere, erzürne ich immer wieder, da mit derlei Kolportagen seinerzeit vielen Musikfreunden - in der karajanischen Euphorie der digitalen Gründerjahre - gewiß der Spaß an der Anlage vergällt wurde. Diesen ist dann schwer beizubringen, daß es auch besser und gehaltvoller geht.
Ich entschied mich für einen CD-Player der Firma Toshiba - über die Haltbarkeit kann ich nur sagen, daß er noch heute bei meiner Mutter CDs abspielt, ohne zu murren - klanglich war ich schon ein wenig weiter, als mit der LP-Wiedergabe (glaubte ich damals zumindestens).
Die Jahre gingen ins Land und im Jahr der Grenzöffnung zog ich in mein eigenes Domizil, gemeinsam mit meiner damaligen Freundin. Wir erwarben dann einen Restek Challenger, der an Hans Deutsch M 1 betrieben wurde. Als Quelle kam ein Akai CD-Player zum Einsatz, bei dem man den Filter aus dem Signalweg nehmen konnte. Da wir die Wohnung samt Inventar übernommen hatten (altdeutsch), klang es für mich sehr gut. Erste Renovierungsmaßnahmen mit Laminat und spärlicher Möblierung brachten ein völlig anderes Ergebnis: Hell und spitz war nun der Klang geworden und eine Veränderung mußte her. Diese Veränderung vollzog sich mit dem Erwerb eines Musical Fidelity David und eines anderen CD-Players, der mir aber von der Marke her nicht mehr bekannt ist (1Bit-Technik, schätze daher, daß es ein Technics war).
Zeit vergeht im Sturzflug, die Einheit ist da, alte Regierungsstrukturen werden abgewählt und man sieht nach vorne?! Später ein erneuter Umzug - zu meiner jetzigen Frau: Hier wollte ich, neben einem Neuanfang im Privatbereich, auch im HiFi-Bereich neu beginnen.
Es wurde der Händler meines Vertrauens aufgesucht - damals war ich ein sogenannter Händlerschreck, der sich immer alles vorführen ließ und nichts kaufte, da noch immer nicht zufrieden - und mit ihm wurde das Problem besprochen. Er führte mir dann eine Rehdéko RK 125 vor, betrieben wurde sie an DNM-Elektronik. Dieser Klang war faszinierend für mich: Bruchlose und einheitliche Wiedergabe, alles aus einer Quelle. Diese sollten's nun sein. Habe mir dann Creek-Elektronik dazu gekauft. Die Enttäuschung folgte sogleich, da ein Breitbandchassis nicht für komplexe Wiedergabe geschaffen ist. Dies bedeutet, daß bei einer Symphonie das Ganze nicht wirklich nach Musik klang. Auch die Tuningmaßnahmen der eingeschalteten Clockworker konnten da nicht helfen. Der Effekt wurde zwar gemildert, aber nicht abgestellt. Ich versuchte es dann mit einen Röhrenverstärker der Firma Unison, im S2. Hier befand ich mich auf den besten Wege ins klangliche Nirvana. Zusätzlich wurde ein Cary CD 301 erworben. Nun "paßte" es schon besser, aber die tonalen Eigenwilligkeiten, die sich meine Lautsprecher erlaubten, gingen mir über die Hutschnur ...
Zu dieser Zeit (etwa 1999-2000) nahm ich Kontakt zu Marco Kolks und später zu Winfried Dunkel auf. Marco ist ein eingefleischter High-Ender, viele würden ihn auch als Freak bezeichnen, ich will es als begeisterungsfähig ausdrücken. Na, jedenfalls hat er mir in unzähligen Telefongesprächen (wohlgemerkt: damals war ich noch Leser) erklärt, wie eine "grüne Wiese" riecht, Vor- und Nachteile bestimmter Kombinationen uvm. erläutert.
Später, da ich immer mehr Spaß an der Sache gefunden habe, ergab es sich, daß ich mich dem Team des Hörerlebnis anschließen konnte.
Den Erfolg können Sie an meinen Beiträgen sehen - denn die zahlreichen Erfahrungen im Umgang mit wechselndem Gerät haben meinen Geschmack und meine Hörempfindungen sensibilisiert und schließlich auf den Punkt gebracht. Meine heutige Anlage, die Sie in der Geräteliste ersehen können, ist mein persönlicher Favorit, mein persönlicher Geschmack.
Immer wieder werde ich gefragt, ob es denn nicht noch etwas besser gehen könnte. Hier antworte ich immer: "Sicher! Bin ich aber bereit, ein wenig mehr Klang bei 300 Prozent mehr geldlichem Aufwand zu erwerben, nur um festzustellen, daß ich vorher im Grunde zufriedener war? Nein!" AL
P.S.: Bin nun wieder einmal umgezogen und habe einen eigenen Hörraum, der mir sehr viel Spaß macht. Ich denke, am Ende meiner gerätetechnischen Reise angekommen zu sein - und kann nun hören und genießen ... AL